Telekom Austria: Slims Macht rückt in greifbare Nähe

Billionaire Carlos Slim Announces Alliance With World Wildlife Fund
Billionaire Carlos Slim Announces Alliance With World Wildlife FundBloomberg
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Viele Anleger dürften dem Mexikaner ihre Papiere andienen, zumal sich der Kurs trotz Kapitalerhöhung nicht so rasch erholen dürfte.

Wien. Ein offizielles Ergebnis erwartet die Telekom Austria erst am Montag oder Dienstag. Und dann gibt es noch eine dreimonatige Nachfrist. Aber schon jetzt, nach Ablauf der Frist für das Übernahmeangebot am Donnerstagnachmittag, steht fest: Der mexikanische Multimilliardär Carlos Slim, der über seine America Movil 27,2 Prozent an der Telekom hält, wird seinen Einfluss vergrößern und die Kontrolle übernehmen.

Das hat Slim schon 2012, als er die Anteile von Investor Ronny Pecik übernahm, signalisiert. Die America Movil, die infolge einer Gesetzesänderung in Mexiko ihre Dominanz am Heimmarkt einbüßt, löst die ÖIAG als bisher größten Telekom-Aktionär (28,4 Prozent) ab.

Im Syndikatsvertrag, den Slim mit der ÖIAG geschlossen hat, wurde sein Einfluss bereits festgeschrieben. Unter anderem kann er acht von zehn Kapitalvertretern im Aufsichtsrat nominieren und zwei von drei Vorstandsmitgliedern. Gleichzeitig garantiert der Pakt der ÖIAG den Erhalt vieler Rechte und zumindest die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie.

Das Syndikat hat ein freiwilliges Übernahmeangebot der America Movil ausgelöst, das am 30. Juni in ein Pflichtoffert umgewandelt wurde, nachdem die Behörden das Syndikat genehmigt hatten. Die Bedingungen blieben unverändert: Slim bietet 7,15 Euro je Anteilsschein - eine Prämie von zehn Prozent im Vergleich zum relevanten Durchschnittskurs. Das würde für den Fall der Komplettübernahme des Streubesitzes von 44,67 Prozent einen Kaufpreis von 1,41 Mrd. Euro bedeuten. Allerdings ist die Komplettübernahme nicht geplant. Im Pflichtangebot muss Slim die Annahmeschwelle von 50 Prozent nicht erreichen. Die Telekom soll ja weiter an der Börse notieren. Wenn ein Streubesitz von 24 Prozent erhalten bliebe und die ÖIAG die Sperrminorität behielte, käme Slim auf 51 Prozent.

Die 7,15 Euro liegen zwar deutlich unter dem Emissionskurs des im Jahr 2000 als „Volksaktie" beworbenen Papiers von neun Euro. Aber den Spitzenwert von 21,35 Euro erreichte die Aktie nie mehr. Seit dem Übernahmeangebot vom 15. Mai hält sich die Aktie, die in den Monaten zuvor kräftige Sprünge nach oben und unten vollzogen hat, konstant um das Angebot.

"Faires Angebot"

Das dürfte sie auch in nächster Zukunft tun, meint Bernd Maurer, Analyst bei der Raiffeisen Centrobank (RCB). „Die 7,15 Euro bleiben weiter die Benchmark", sagt Maurer zur „Presse". Die RCB hat am Donnerstag ihre Gewinnschätzungen für heuer auf 0,35 Euro je Aktie bzw. auf 0,38 und 0,50 Euro für die beiden Folgejahre angepasst. Das Votum bleibt bei „Halten" und das Kursziel bei 7,20 Euro. 14 der 22 Analysten, die die Telekom beobachten, empfehlen „Halten". Dem stehen fünfmal „Sell" und dreimal „Buy" gegenüber.

Viele Banken haben ihren Kunden empfohlen, die Offerte anzunehmen. „Wir denken, dass der Angebotspreis angemessen ist und mit einer aussagekräftigen Annahmequote zu rechnen ist", erklärten die Analysten von Jefferies. Die Annahme sei die beste Strategie, meint auch Erste-Group-Chefanalyst Günther Artner. RCB-Mann Maurer spricht von einem fairen Angebot. Zumal sich der Konzern in einer schwierigen Situation befindet. Wegen der 400 Mio. Euro schweren Abschreibung in Bulgarien gibt es heuer hohe Verluste. Zudem hält der erbitterte Preiskampf auf dem heimischen Handymarkt trotz Konsolidierung an.

Manche Anleger verkaufen ihre Papiere nicht direkt an Slim, sondern an Hedgefonds: Die sammeln die Aktien in großer Stückzahl zu Marktpreisen von 7,12 bis 7,14 Euro ein und reichen sie um 7,15 Euro an Slim weiter. Daraus schlagen sie Profit. (eid/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2014)

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