Wien: Parfümerie Marionnauds Zoff mit dem Vermieter

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Der Vermieter der Marionnaud-Zentrale droht mit Delogierung. Marionnaud soll weniger Miete gefordert und als Druckmittel die Zahlungen eingestellt haben. Blanker Unsinn, sagt der Finanzchef der Parfümerie.

Wien. Zwischen der Parfumeriekette Marionnaud und dem Vermieter von deren Firmenzentrale in Wien-Liesing kracht es gerade gewaltig. Der neue Eigentümer der Liegenschaft, die Ponte Immobilien Entwicklungs- und Verwertungs-GmbH, ging am Freitag mit einer brisanten Anschuldigung an die Öffentlichkeit. Marionnaud habe den Vermieter „mit der unbegründeten Forderung angeschrieben, Mieten und Betriebskosten zu senken." Gleichzeitig habe sich Marionnaud „vorbehalten, die Gesamt-Miete bis zur Klärung der Forderungen einzubehalten".

„Sollte Marionnaud die Miete weiter einbehalten, werden wir sofort von den bestehenden Rechtsmitteln Gebrauch machen und die Delogierung einleiten", sagt Ponte-Geschäftsführer Rudolf Öhlinger. Laut Öhlinger sollen „sämtliche anderen Vermieter der österreichischen Marionnaud-Filialen - 105 an der Zahl - ein gleichartiges Schreiben bekommen haben. Im Gespräch mit der „Presse" legt Öhlinger nahe, dass die schlechte finanzielle Lage von Marionnaud Österreich die Geschäftsführung zu dieser „erpresserischen" Maßnahme getrieben habe.

"Undurchsichtiger Wechsel"

Aus Sicht von Marionnaud Österreich stellt sich die Lage etwas anders dar. Finanzchef Johannes Sautner sagt, man habe zwar gegenüber besagtem Vermieter einen Mietnachlass gefordert und um ein Gespräch gebeten. Auch bei etwa einem Drittel der Vermieter der Filialstandorte habe man diesbezüglich angeklopft. Die Mietzahlungen eingestellt habe man aber nur im Fall Ponte Immobilien, und das stehe ursächlich überhaupt nicht mit der Forderung nach Mietnachlass in Zusammenhang.

Sondern damit, dass der plötzliche Eigentümerwechsel höchst undurchsichtig gewesen sei. Sautner habe wochenlang versucht, einen Ansprechpartner zu finden, ohne Erfolg. „Wir haben dann gesagt, wir stellen die Zahlungen ein, bis wir wissen, wer zuständig ist". Von einem Herrn Öhlinger höre er zum ersten Mal, sagt Sautner. Umso überraschter sei er gewesen, dass dieser nun öffentlich mit Delogierung drohe.

Dass ein Händler von seinen Vermietern von Zeit zu Zeit einen Mietnachlass einfordert, ist durchaus branchenüblich. Sautner verweist diesbezüglich auf eine Studie der CBRE-Unternehmensberatung, die Marionnaud attestiere, dass man für viele Standorte mehr als die marktübliche Miete zahle.

Das Vorgehen von Ponte Immobilien sei jedenfalls schlechter Stil, sagt Sautner. Für Montag habe man einen Gesprächstermin vereinbart und erwarte sich eine Klärung der Angelegenheit.

70 Millionen-Finanzspritze

Dass Marionnaud Österreich finanziell unter Druck ist, stimmt. Und zwar wegen der verlustreichen Tochtergesellschaften in Spanien, Italien, Deutschland, der Schweiz und Marokko. Der Verlust belief sich 2012 auf 35,4 Mio. Euro.

Dazu kam ein negatives Eigenkapital in Höhe von 18,67 Mio. Euro. Die Überschuldung wurde durch einen 70-Millionen-Zuschuss der Eignerin A. S. Watson (Hutchison) ausgeglichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2014)

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