Großaktionär Carlos Slim bestimmt acht von zehn Mitgliedern. Der Rest der Kleinaktionäre ist in die Statistenrolle gedrängt, wenn es wirklich spannend wird.
Wien. In Scharen haben Telekom-Austria-Aktionäre in jüngster Zeit Aktien an Großaktionär Carlos Slim verkauft. Der vom mexikanischen Milliardär gebotene Preis von 7,15 Euro je Aktie dürfte viele überzeugt haben. Jetzt ist der Rest der Kleinaktionäre - Slims America Movil hält 51, die ÖIAG 28,4 Prozent - in die Statistenrolle gedrängt, wenn es wirklich spannend wird. Am 14. August soll die außerordentliche Hauptversammlung stattfinden, bei der nicht nur die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat neu gewählt werden. Es soll auch die von der Telekom dringend benötigte Kapitalerhöhung im Volumen von mindestens einer Mrd. Euro beschlossen werden.
Der zwischen America Movil und der ÖIAG im Frühjahr geschlossene Syndikatsvertrag räumt den Mexikanern das Recht ein, acht von zehn Kapitalvertretern im Aufsichtsrat - und zwei der drei Telekom-Vorstände zu nominieren. Mit Günther Ottendorfer (Technik) und Siegfried Mayrhofer (Finanzen) wurden vor einem Jahr bzw. im Juni zwei neue Vorstände installiert, die das Vertrauen von Slim genießen. Die Bestellung des Telekom-Chefs obliegt weiterhin der ÖIAG - und die will dem Vernehmen nach nicht an Hannes Ametsreiter rütteln.
Movil-Finanzchef zieht ein
Große Veränderungen stehen indes im Aufsichtsrat an. Fest steht, dass ÖIAG-Chef Rudolf Kemler und sein Stellvertreter im Aufsichtsrat, Ronny Pecik, der seit dem Einstieg von Slim vor zwei Jahren die Mexikaner vertritt, ebenso im Kontrollorgan bleiben wie America-Movil-Manager Oscar Van Hauske Solis. Neu ins Kontrollgremium einziehen soll nach „Presse"-Informationen der Finanzchef der America Movil, Carlos Garcia-Moreno. Ob sich Slim bei den restlichen fünf Aufsichtsräten für Mexikaner oder Österreicher (eventuell bestehende Mitglieder) entscheidet, ist noch offen.
("Die Presse", Printausgabe vom 23.7.2014)