Insolvenzstatistik: Firmenpleiten leicht gestiegen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Zahl der Privatkonkurse geht zurück. Die Firmenpleiten erreichten nicht die Dimension der Großpleiten von 2013.

Wien. Im heurigen Jahr wurden in den ersten neun Monaten (hochgerechnet) 6369 Privatkonkurse eröffnet, das ist ein Rückgang von fast sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Firmeninsolvenzen gab es mit 4126 Pleiten ein Plus von zwei Prozent. Spitzenreiter war auch heuer die Baubranche. Sowohl bei den Firmen- als auch den Privatinsolvenzen hat sich die Lage zuletzt verschlechtert.

Sinkende Insolvenzzahlen bedeuten nicht automatisch, dass es den Schuldnern besser geht – denn wenn gar nichts mehr vorhanden ist, dann kann auch nicht entschuldet werden. Ohne Geldleistung an die Gläubiger ist nach geltendem Recht in Österreich eine Entschuldung nicht möglich, so Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner vom KSV1870. Die häufigste Ursache für die private Verschuldung ist mit über einem Drittel der Insolvenzen die gescheiterte Selbstständigkeit, gefolgt vom Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheit und Scheidung.

In den Bundesländern zeigt sich bei den Privatkonkursen ein heterogenes Bild. In Oberösterreich, Tirol und der Steiermark steigen die Schuldenregulierungsverfahren an, Vorarlberg jedoch verzeichnet in den ersten drei Quartalen ein Minus von über 25 Prozent. „Nicht selten entstehen diese Unterschiede durch Kapazitätsengpässe bei den Schuldnerberatungen, die öffentlich finanziert sind“, sagt Kantner. „So banale Umstände wie die Dotierung dieser Sozialleistung spielen bei den statistisch ermittelten Zahlen eine Rolle.“

Deutlich weniger Schulden

Auffällig ist heuer, dass bei den Firmenpleiten die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten um 64 Prozent zurückgegangen ist. Das hängt damit zusammen, dass es im vergangenen Jahr die Großpleiten von Alpine, Dayli oder Niedermeyer gab, die die Verbindlichkeiten in die Höhe katapultierten. Die größte Pleite heuer war die Insolvenz der Kabel X Vermarktungs GesmbH, deren Schulden sich mit 175 Mio. Euro im Vergleich zu den 4,5 Mrd. Euro allein der Alpine Bau Wals vergleichsweise gering ausnehmen. Um 38 Prozent gesunken ist auch die Zahl der von Firmenpleiten betroffenen Dienstnehmer.

Den größten Zuwachs an Firmeninsolvenzen weist Vorarlberg mit einem Plus von 17 Prozent auf, gefolgt von der Steiermark mit knapp neun Prozent und Wien mit unter sieben Prozent. Abnehmende Zahlen weisen Kärnten mit einem Minus von über acht Prozent und Salzburg mit minus sieben Prozent auf. Letztere führt Kantner auf eine Änderung der Gerichtspraxis zurück. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2014)

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