"Presse"-exklusiv: OMV-Chef Gerhard Roiss muss vorzeitig gehen. Ihm wurden die wirtschaftlichen und atmosphärischen Probleme im Konzern zum Verhängnis.
Wien. Für OMV-Chef Gerhard Roiss waren die vergangenen Wochen ein nervenzermürbendes Auf und Ab. Am 16. September hatte ihn ÖIAG-Chef Rudolf Kemler zu sich gebeten – und eine vorzeitige Vertragsauflösung aufs Tapet gebracht. In den Tagen darauf hieß es wiederum, dass Roiss wohl an der Spitze des börsenotierten Energiekonzerns bleiben werde – weil seine Verabschiedung das Unternehmen zu teuer käme. Doch jetzt ist es so gut wie fix: Gerhard Roiss wird das Unternehmen vorzeitig verlassen müssen, also vor Ende seines bis zum Frühjahr 2017 laufenden Vertrags.
Der Paukenschlag erfolgte bereits am Mittwoch. An dem Tag traf sich das Präsidium des OMV-Aufsichtsrats zur Vorbesprechung der Aufsichtsratssitzung, die am 14. Oktober stattfinden wird. Dort wurde relativ rasch die Entscheidung getroffen: Roiss muss gehen. Und mit ihm sein Vorstandskollege Hans-Peter Floren.
Offiziell muss der Beschluss vom Aufsichtsrat am 14. Oktober abgesegnet werden. Doch das dürfte nur mehr Formsache sein: Das Präsidium mit Rudolf Kemler an der Spitze ist für die Roiss-Verabschiedung. Großaktionär Ipic (der Staatsfonds von Abu Dhabi) ist schon länger unzufrieden mit der Performance des OMV-Chefs. Die Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat haben bereits im September Roiss' Ablöse gefordert. Und mittlerweile scheinen sich auch mehrere Kapitalvertreter dieser Meinung angeschlossen zu haben.
Warum? Gerhard Roiss muss die Verantwortung für wirtschaftliche und atmosphärische Probleme im Konzern übernehmen. Roiss ist seit 2011 Konzernchef, seither hat die OMV wirtschaftlich nicht die günstigste Entwicklung vollzogen: Das Raffineriegeschäft läuft wegen geringer Margen schlecht, mit Tankstellen wird schon lange kein Geld verdient. Zuletzt gab es aufgrund der geopolitischen Lage Probleme bei der Ölförderung, und das Gasgeschäft wurde wegen abgestürzter Gaspreise zum Desaster.
Ausgeprägtes Temperament
All dies sei nicht unbedingt Roiss anzulasten, meinen sogar seine Kritiker. Sie führen allerdings ins Treffen, dass der OMV-Chef das Klima im Unternehmen vergiftet habe: Zu seinem ausgeprägten Temperament kommt, dass Roiss in den vergangenen Monaten still und heimlich versucht hat, seinen für das Gasgeschäft zuständigen Vorstandskollegen Floren loszuwerden. Als das publik wurde, war der Krach perfekt. Mitte September gab OMV-Vorstand Jaap Huijskes völlig überraschend seinen vorzeitigen Abschied bekannt.
Wie "Die Presse" in Erfahrung bringen konnte, soll Roiss Mitte nächsten Jahres gehen. Um keinen "Sieger" im Machtkampf zu haben, soll auch Vorstand Hans-Peter Floren vorzeitig verabschiedet werden.
Die OMV verweigerte am Donnerstag jede Stellungnahme. Beim Mehrheitseigentümer ÖIAG hieß es: "Personalangelegenheiten kommentieren wir nicht." Entscheiden werde "einzig und allein der OMV-Aufsichtsrat".
In Kürze
Gerhard Roiss ist seit 2011 Chef der OMV, in dem börsenotierten Energiekonzern ist er schon seit rund 25 Jahren tätig. Sein Vertrag, der bis 2017 läuft, soll nun aufgelöst werden.