Industrie will Fachkräfte länger im Job halten

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Von der Politik erwartet die Industriellenvereinigung niedrígere Lohnnebenkosten, die in Österreich um etwa 14 Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt liegen.

Die Beschäftigungsgruppe der über 50-Jährigen sollte unbedingt länger im Unternehmen gehalten werden, fordert die Industriellenvereinigung (IV). Der latente Mangel an Fachkräften verbessert die Jobaussichten für ältere Arbeitnehmer. Die IV macht sich bereits für die 50-plus-Generation stark. Das hätten auch viele Betriebe schon erkannt. Die Herausforderung müsse aber gemeinsam mit der Politik angegegangen werden. Von dieser werden verbesserte Rahemnbedingungen gefordert. "Ältere gemeinsam länger im Arbeitsprozess zu halten, ist wegen des zunehmenden Fachkräftemangels unerlässlich", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Die Lohnnebenkosten müssten runter, das Pensionsantrittsalter rauf, sind die Kernankliegen der IV.

Die Beschäftigungsgruppe der über 50-Jährigen sollte unbedingt länger im Unternehmen gehalten werden, betonte der Ausschussvorsitzende für Arbeit und Soziales in der IV, Veit Schmid-Schmidsfelden. "Das sind ja Know-how-Träger, die für unsere Industrie essenziell wichtig sind", betonte er.

Hohe Lohnnebenkosten belasten

In Österreich belasteten allerdings die hohen Lohnnebenkosten die Möglichkeit, Mitarbeiter zusätzlich einzustellen, kritisierte Schmid-Schmidsfelden. Der Abgabenteil mache hierzulande 49,1 Prozent der gesamten Personalkosten aus - der OECD-Schnitt liege aber bei nur 35,8 Prozent. "Die Lohnnebenkosten sind immer noch zu hoch", so der Industrielle.

Ein weiteres Hemmnis seien das gängige Senioritätsprinzip und die Biennalsprünge in den Firmen: "Dass Ältere mehr verdienen sollen, ist ein Zugang, der veraltet ist", meint Schmid-Schmidsfelden. Bei vergleichbarer Arbeit sei dieses Prinzip hinfällig.

IV will längere Wochenerarbeitszeit

Auch die Arbeitszeiten sollten etwas flexibler werden. Die Industriellenvereinigung wünscht sich eine Ausdehnung der Höchstarbeitsgrenze von 10 auf 12 Stunden pro Tag - "natürlich bei einer gleichzeitigen Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf maximal 50 Stunden", betonte der Unternehmer. Die 50 Stunden gelten schon als Kompromiss und stehen auch bereits im Koalitionspapier. Die IV will eigentlich um 10 Stunden mehr. "Für die Flexibilisierung und um Auftragsspitzen zu packen, brauchen wir die 60 Stunden maximale Wochenarbeitszeit", räumte Schmid-Schmidsfelden ein.

An die Politik richtet die IV die "große Bitte", die Teilpension zu ermöglichen. Ältere könnten beispielsweise nur 50 Prozent der ihnen zustehenden Pension beziehen, dafür aber mehr als nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 395 Euro dazuverdienen. Unterstützung erhält die IV bei dieser Forderung vom Obmann des Österreichischen Seniorenbundes, Andreas Khol (ÖVP). "Die Beschäftigung Älterer ist der Schlüssel zur Sicherung des Pensionssystems für Jung und Alt in Österreich", so Khol. In den kommenden Jahren würden die sogenannten Baby-Boomer-Jahrgänge in die Nähe des Pensionsantrittsalters aufrücken. Es müssten möglichst viele von ihnen in Beschäftigung gehalten werden.
Gleichzeitig ist die Industrie für eine "weitere Einschränkung der Kündigungsschutzbestimmungen" bei älteren Arbeitnehmern. 

Ältere Mitarbeiter nehmen jüngeren laut Neumayer keineswegs Jobs weg. "Alle Untersuchungen zeigen, dass Ältere nicht Jüngere verdrängen." Ausschlaggebend seien Bildungsqualifikationen. Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen liege (nach nationaler Berechnung) bei 8,1 Prozent - also gleich hoch wie die Jugendarbeitslosigkeit (8,2 Prozent).

(APA)

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