Wifo-Studie: Sozialpartner bringen mehr Jobs und höheren Lohn

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Auch das jährliches Realwachstum profitiert laut dem Ökonomen Schneider wesentlich von der Sozialpartnerschaft. In Europa fehle für ein solches Modell so etwas wie ein "Grundkonsens".

Österreich sei heute eine Erfolgsgeschichte. Dieser Erfolg habe viele Väter und sicher auch eine Mutter: die österreichische Sozialpartnerschaft, schrieb Wifo-Chef Karl Aiginger in einem Gastkommentar in der "Presse" vor einigen Monaten. Nun bestätigt eine von der WKÖ beauftragte Studie, die Wifo-Expertin Silvia Rocha-Akis am Dienstag beim "Bad Ischler Dialog 2014" in Oberösterreich vorstellte, das auch schwarz auf weiß. Demnach weisen Länder mit einer hohen Intensität an sozialpartnerschaftlichen Verbänden eine geringere Arbeitslosigkeit und stärkere Reallohn-Steigerungen auf als andere Staaten auf.

Demnach hat jene der vier Länder-Gruppen mit dem höchsten Abdeckungsgrad, der auch Österreich angehört, im Zeitraum 1997 bis 2000, aber auch in den ebenfalls untersuchten (Nach-)Krisenjahren 2008 bis 2012 im Schnitt eine geringere Arbeitslosigkeit aufgewiesen, als es in den anderen drei Staaten-Gruppen der Fall war. Nur die Schweiz, die mit Griechenland, Italien und UK in der Gruppe mit der geringsten Intensität zusammengefasst wurde, war dort ein positiver Ausreißer.

BIP-Beitrag könnte höher sein

Die Reallohn-Steigerungen waren in der "Österreich"-Gruppe - aus Ländern mit dem höchsten Sozialpartner-Koordinierungsgrad sowohl auf Gewerkschafts- als auch auf Arbeitgeber-Seite - in beiden Zeitspannen am höchsten, so Rocha-Akis. Mit im Boot waren hier Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen und Holland.

Der Beitrag der heimischen Sozialpartnerschaft zum BIP könnte aber noch höher sein, wenn die Staatsquote in Österreich niedriger wäre, sagte der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider bei der Veranstaltung in Bad Ischl.

In den Jahren 2001 bis 2011 wuchs Österreichs Wirtschaft im Schnitt jährlich real um 1,25 Prozent - und davon waren laut Schneider 0,47 Prozentpunkte auf die Sozialpartnerschaft zurückzuführen, "das sind hard facts". Wäre die heimische Staatsquote - also der Anteil des Staates an der Gesamtwirtschaft - jedoch nur um ein Prozent geringer, "hätte dieser Effekt sogar 0,63 Prozent ausmachen können", so Schneider."Wir haben also eindeutig positive Auswirkungen der Sozialpartner auf das heimische Wirtschaftswachstum", resümierte Schneider. Dieser Effekt werde aber in Ländern mit einer Staatsquote von über 50 Prozent immer geringer, Österreich lag 2011 bei 50,9 Prozent.

Grundkonsens fehlt für Modell auf EU-Ebene

Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Kaufkraftsicherung und das Gemeinwohl seien die übergeordneten Ziele, denen sich die Sozialpartnerschaft verschrieben habe - und das werde auch anerkannt. Talos: "Es besteht Konsens zur Wichtigkeit eines Beitrags der Sozialpartner zur Krisenlösung." Und: "Am traditionell hohen Vertrauen der Bevölkerung in die Sozialpartnerschaft hat sich nichts geändert."

Die Voraussetzungen für ein ähnlich erfolgreiches Sozialpartnermodell auch auf EU-Ebene sieht Talos als denkbar schlecht an. Erstens sei die Wahrscheinlichkeit für den Ausbau dieser Einrichtung auf europäischer Ebene umso geringer, je schwächer nationale Sozialpartnerschaften ausgebildet seien. Und zweitens fehle in Europa so etwas wie ein "Grundkonsens" zur Themen wie Krisenbewältigung und EU.

(APA)

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