Milchboykott II - Die Rückkehr zum Streik droht

(c) AP (Frank Hormann)
  • Drucken

Die Milchbauern drohen erneute Kampfmaßnahmen an: Deutsche Einzelhändler hatten vergangene Woche die Milchpreise um zehn Cent erhöht. Nun senken sie ihn wieder um drei. Experten gehen von einem weiteren Preisverfall aus.

Der deutsche Lebensmittelkonzern Edeka folgt beim Milchpreis den Discountern Aldi Nord und Süd und nimmt seinen Aufschlag von zunächst zehn Cent wieder um drei Cent zurück. Ein Liter frische Voll- und Haltbar-Milch der Eigenmarke Gut & Günstig kostete seit Mittoch

  • 68 Cent mit 3,5 Prozent Fettgehalt
  • 61 Cent mit 1,5 Prozent Fettgehalt

Nun kündigte die deutsche Hofer-Mutter an, die Verbraucherpreise doch nur um sieben Cent zu erhöhen. Die Molkereien sollen aber dennoch zehn Cent mehr erhalten.

Edeka wird mitmachen

"Wir werden uns in den Verhandlungen mit den Molkereien schriftlich zusichern lassen, was eins zu eins bei den Bauern landet", sagte ein Unternehmenssprecher. Er verwies darauf, dass andere Molkereiprodukte und Markenmilch im Preis unverändert bleiben. Zu den Preisen für die Molkereien sowie weitere Milchprodukte wollten sich Plus und Rewe hingegen nicht äußern. "Wir werden die Marktentwicklung weiter beobachten", sagte Rewe-Sprecher Martin Brüning. Der Diskonter Lidl, der in den vergangenen Woche mit Preiserhöhungen um zehn Cent für Milch und 20 Cent für Butter vorgeprescht war, wollte zu den neuesten Entwicklungen nicht Stellung nehmen. Vorerst werde man aber bei den bisherigen Preiserhöhungen bleiben, sagte eine Sprecherin.

Experten prognostizieren Preissenkungen

Wirtschaftsexperten und Molkereien rechnen allerdings schon bald wieder mit sinkenden Preisen im Einzelhandel. Der Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen, Roland Döhrn, sagte der deutschen "Bild.de", es sei "zu erwarten, dass der Preis schnell wieder bröckelt". Bei Milch sei der Wettbewerb und damit der Preisdruck unter den Handelsketten besonders hoch.

Überangebot wird Preise senken

Auch die Molkereien erwarten, dass Milch wieder günstiger wird. Durch den Streik der Milchbauern gebe es derzeit viel Milch, "mindestens zwei Tageslieferungen mehr als sonst", sagte Werner Hahn, Vorstand des bundesweit fünftgrößten Milchverarbeiters Ehrmann. Sollte das Milch-Angebot hoch bleiben, seien "höhere Preise dauerhaft nicht möglich". Martin Mischel, Vorstand von Deutschlands größter Molkerei Nordmilch, sagte, der Milchpreis könne "nicht einfach festgelegt werden, sondern muss sich am Markt bilden". "Wenn nun einige Discounter den Preis für Milch erhöhen, heißt das noch lange nicht, dass sie dauerhaft überall teurer wird." Die Bauern würden künftig aber in jedem Fall mehr Geld je Liter bekommen als bisher.

"Fallende Milchpreise sind Käse"

Der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, reagierte empört auf die Prognosen. "Dass der Preis für Milch wieder fallen wird, ist Käse", sagte er. Diese Aussage zeigt nur, dass die Molkereien gar nicht ernsthaft über dauerhaft höhere Preise verhandeln wollten. "Damit richteten sie riesigen Schaden an." Schaber drohte den Molkereien offen mit einer Wiederaufnahme der Streiks, sollte die Preise im Handel wieder fallen. "Die Molkereien sollten aufpassen, wie sie sich uns gegenüber verhalten. Denn eins ist klar: Wir Bauern stehen ganz schnell wieder auf der Matte", sagte Schaber. Die Bauern würden die Entwicklung genau beobachten, erklärte er. "Und eins ist klar: Wenn der Preis nach unten geht, werden wir das nicht kampflos hinnehmen."

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.