Internet: Jeder Dritte „traut sich nicht“ im Internet

(c) EPA (Ralf Hirschberger)
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OECD: Mehr Sicherheit würde E-Commerce beleben. Experten rechnen damit, dass schon in drei Jahren die letzte „alte“ IP-Adresse vergeben sein wird.

Seoul/Wien (mac). Zehn Jahre ist es her, als sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zuletzt Gedanken über die Zukunft des E-Commerce gemacht hat. Als die Konferenz 1998 in Ottawa über die Bühne ging, war Google gerade einmal ein Monat alt. Welche Rolle die einstige Garagenfirma heute einnimmt, zeigt, wie schnell die Entwicklung in der digitalen Welt vonstatten geht. In den vergangenen zwei Tagen haben daher zahlreiche Regierungsvertreter auf Einladung der OECD in Seoul erneut über die Zukunft des Internets diskutiert.

Endlich, denn seit 1998 hat sich vieles verändert: Der Siegeszug der drahtlosen Internet-Verbindungen scheint kaum noch aufzuhalten, die Zahl der Internetnutzer ist in den vergangenen zehn Jahren rapide angestiegen. So stark, dass es im scheinbar grenzenlosen Internet eng zu werden droht.

Bald keine Adressen mehr?

Bereits im Vorfeld der Konferenz warnte die OECD, dass dem Internet bald die IP-Adressen ausgehen könnten. Das bisherige Internet-Protokoll (Art der Adressspeicherung) hat nur 4,3 Milliarden Adressen vorgesehen. Davon sind heute nur noch 700 Millionen übrig. Experten rechnen damit, dass schon in drei Jahren die letzte „alte“ Adresse vergeben sein wird. OECD und EU fordern daher die Einführung eines neuen technischen Standards (IPv6), um die drohende Knappheit zu verhindern.

In ihrer abschließenden Erklärung haben die Teilnehmer der Konferenz in Seoul zwei Punkte als entscheidend für die Entwicklung des E-Commerce befunden:
•Sicherheit. Eine aktuelle Studie der OECD kommt zum Schluss, dass die Angst vor missbräuchlicher Verwendung der persönlichen Daten den elektronischen Handel hemmt. Im Vorjahr haben rund 26 Prozent aller Erwachsenen OECD-Bürger im Internet eingekauft. Alleine in Europa haben allerdings 30 Prozent aller Menschen nur aus Sicherheitsbedenken die Finger davon gelassen. Der Verbraucherschutz konnte, ebenso wie der Datenschutz, hier nicht mit der technischen Entwicklung Schritt halten.

Die OECD fordert Aufklärung und die Entwicklung funktionierender Sicherheitsmechanismen.

Besserer Zugang für Afrika

•Liberalisierung und Zugang. Innerhalb der OECD-Staaten haben heute 58 Prozent aller Haushalte Zugang zum Internet (Österreich liegt knapp über dem Schnitt). Gerade für die Entwicklungsländer sei der Zugang zu Informationen aber von besonderer Bedeutung, sagt die OECD und empfiehlt daher, die drahtlose Internetnutzung in diesen Staaten stark zu fördern.

Mit der Liberalisierung am Telekommunikationssektor zeigt sich die Organisation überwiegend zufrieden. Da, wo sie durchgeführt wurde, hätten sich die Preise stark reduziert. Bemängelt werden allerdings komplexe Verträge, die das Angebot für Konsumenten in vielen Ländern unüberschaubar gemacht hätten. Die OECD fordert einen einfachen und barrierefreien Anbieterwechsel, sowie eine deutliche Vergleichbarkeit der Preise und Leistungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2008)

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