Eybl International: Gläubiger lassen Schuldenberg nach

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Der Autozulieferer, der soeben einen Verlust von 45,9 Mio. Euro gemeldet hat, bekommt 32,4 Mio Euro frisches Geld. Haupteigentümer und Banken haben sich auf ein Entschuldungsprogramm geeinigt.

Der krisengeschüttelte börsenotierte Kremser Auto-Zulieferer Eybl International AG kann entschuldet und mit frischem Geld weitermachen. Die Banken haben einem "Stillen Ausgleich" zugestimmt und befreien die Firma von Teilen ihrer Schuldenlast. Die Verluste hatten zuletzt bedrohliche Höhen erreicht. Jetzt gibt es einen Kapitalschnitt.Das Unternehmen, das am Mittwoch einen Rekordverlust von 45,9 Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2007/08 gemeldet hat, bekommt frisches Geld in Höhe von 32,4 Mio. Euro vor allem durch den Hauptaktionär Fries-Stiftung. Banken- und Anleihegläubiger lassen mehr als 30 Millionen an Schulden nach. Zudem werden Vermögensteile für 20 Mio. Euro verkauft. Insgesamt werden sich damit die Finanzschulden von Eybl um 75,8 Mio. Euro reduzieren. Haupteigentümer Fries und Banken haben sich nach einem operativen Sanierungsplan auf ein "umfassendes Entschuldungsprogramm" geeinigt. Hauptgläubigerin ist die Bank Austria.

Die Firma sei gerettet. Die gute Nachricht kam am Mittwoch Vormittag nach wochenlangen Krisenverhandlungen. Der in Krems ansässige Hersteller von Autotextilien ist ein wichtiger Arbeitgeber in Niederösterreich und beschäftigt im Konzern insgesamt rund 4.200 Mitarbeiter. Produziert wird in neun Werken in Österreich, Ungarn, Rumänien, Deutschland und Slowakei. Vertriebstöchter bestehen in Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien.

Für 2007/08 (per Ende März) weist die Bilanz bei einem Umsatz von 294 Mio. Euro einen Jahresfehlbetrag von 45,9 Mio. Euro aus. Operative Probleme an den Produktionsstandorten Rumänien und Ungarn, mangelnde Produktivität, "die negativen Einflüsse in Folge eines Liquiditätsengpasses Anfang 2008" sowie durchzuführende Wertberichtigungen nennt Eybl als Ursachen für den Jahresverlust.

Wie dramatisch das Defizit war, zeigt die Relation zum Kapital: Derzeit (vor dem Kapitalschnitt) beträgt das Grundkapital der Eybl International AG 26,22 Mio. Euro, aufgeteilt auf 3,6 Millionen Aktien. Hauptaktionär ist die Familie Fries, die ihr Engagement nach dem Einschuss frischen Kapitals deutlich verstärkt.

Im Detail besitzt die Fries-Familien-Privatstiftung 42,4 Prozent der Aktien. Der Investor Rudolf Fries selbst hält zusätzliche 1,9 Prozent, mit 2,2 Prozent ist Elisabeth Bukowiecki-Fries beteiligt. Die Fries-Aktien sind syndiziert mit weiteren Aktienpaketen, namentlich mit denen der Eybl Holding Privatstiftung (7,8 Prozent), der Elsner Privatstiftung und der Löschl Privatstiftung (je 4,2 Prozent).

Ende der Woche wird der Pakt zwischen den Eybl-International-Geldgebern und der Gruppe Fries zur Rettung unter Dach und Fach gebracht. Wann die Hauptversammlung, die den Kapitalschnitt beschließen soll, nun stattfindet, steht immer noch nicht fest.

Seit Februar 2008 arbeitete das Management mit Roland-Berger-Beratern an einem Restrukturierungskonzept, um Eybl International "wieder in den Kreis der erfolgreichen europäischen Automobilzulieferer zurückzuführen", wie es in einer ad-hoc-Mitteilung Mittwochfrüh hieß. Der Eybl-Konzern werde "rundum erneuert". Auch eine Vertriebsoffensive wurde angekündigt.

Der Aktienkurs von Eybl International ging am Mittwoch um 2,5 Prozent auf 3,51 Euro zurück.

(APA)

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