Öl und Gas: Tochter Petrom mehr wert als OMV

(c) EPA (RADU VIOREANU)
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Der rumänische Energiekonzern wird mit Milliarden aufgerüstet. Zu verdanken hat Petrom die Aufwertung den galoppierenden Erdölpreisen.

BUKAREST/WIEN (p. m.). Die Rumänien-Tochter Petrom ist mehr wert als die Mutter, die österreichische OMV. Das ist der süffisante Schluss, den die rumänische Tageszeitung „Ziarul Financiar“ aus dem jüngsten Bericht der Raiffeisen Centrobank (RCB) zieht.

Zu verdanken hat Petrom die Aufwertung den galoppierenden Erdölpreisen, durch die ihre Stärken überproportional aufgewertet wurden. Die wichtigsten Werte – die Rohölreserven, die Raffinerien Petrobrazi und Arpechim sowie das Tankstellennetz – wurden von der RCB mit mehr als 35 Mrd. Dollar (21,8 Mrd. Euro) bewertet, dem Zweieinhalbfachen der Schätzung vor einem Jahr. Den Wert der OMV, allerdings ohne ihre zahlreichen Beteiligungen, bezifferte die RCB mit 30,2 Mrd. Dollar.

Wert der Reserven verdreifacht

Petrom verfügt nach der RCB-Rechnung über Öl- und Gasreserven im Äquivalent von 1,435 Mrd. Fass. Deren Wert sei von zehn Mrd. Dollar Mitte 2007 auf heute 27,2 Mrd. Dollar gestiegen. Im Vergleich dazu betragen die OMV-Reserven etwa 600 Mio. Fass Rohöl im Wert von 11,4 Mrd. Dollar.

Relativiert wird der „Vergleich“ durch die Tatsache, dass der österreichische Konzern die Tochter systematisch aufwertet. So wurde das 2005 angekündigte Investitionsprogramm von drei Mrd. Euro inzwischen mehr als verdoppelt. Nachdem bisher 2,2 Mrd. Euro in die Modernisierung gesteckt worden sind, sollen von heuer bis 2010 jährlich 1,5 Mrd. Euro in verschiedene Projekte fließen. Im Vordergrund steht die Verbesserung der Exploration, doch stehen beträchtliche Mittel auch für die Produktion bereit.

Bei den Ergebnissen kann Petrom nicht mit der OMV mithalten. 2007 musste das rumänische Unternehmen beim Nettogewinn einen 22-prozentigen Einbruch auf 1,78 Mrd. Lei (538 Mio. Euro) hinnehmen. Der Umsatz ging um sechs Prozent auf 12,2 Mrd. Lei zurück. Der OMV-Gruppenumsatz (samt Petrom) betrug 20,04 Mrd. Euro, der Nettogewinn stieg um elf Prozent auf 1,8 Mrd. Euro.

Die OMV hält 51 Prozent der Petrom-Aktien. 40,75 Prozent sind über die Agentur AVAS und den Vermögensfonds quasi staatlich. Etwas mehr als zwei Prozent sind im Besitz der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, 6,2 Prozent werden an der Bukarester Börse gehandelt.

Windkraft wird ernst

Petrom will jetzt auch in die Windkraft einsteigen. Wie berichtet rittert die OMV-Tochter bei einem 60-Millionen-Euro-Projekt mit, das vom polnischen Investmentfonds Continental Wind Partners mit der rumänischen Alternativenergie-Firma Monsson alma entwickelt wird. Bei dem Windpark mit 345 Megawatt in der südostrumänischen Hochebene, die mit dem Donaudelta die Dobrudscha bildet, müssen sich die Rumänen gegen starke europäische Konkurrenz durchsetzen: Die italienische Enel und die spanische Iberdrola sind schon in der Region aktiv, dazu kommen die deutsche E.On, Gaz de France und der tschechische Stromkonzern CEZ.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2008)

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