„Bis zu 200 Euro weniger für Gas zahlen“

(c) Bilderbox (Erwin Wodicka)
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Durch den Wechsel des Anbieters könnten Österreichs Gaskunden laut jährlich 50 Mio. Euro sparen, so die Regulierungsgesellschaft E-Control.

wien (jaz).Der nächste Winter kommt bestimmt. Und dann werden hierzulande tausende Gaskunden ihre Thermen aufdrehen. Das verbrauchte Gas wird dabei heuer jedoch deutlich teurer ausfallen. Denn per Ende des Sommers dürften die Gasversorger die gestiegenen Einkaufspreise an ihre Kunden weitergeben. Der Gaspreis ist nämlich an den Ölpreis gekoppelt und folgt diesem mit drei bis sechs Monaten Verspätung.

Von der E-Control wird bei den Endverbraucherpreisen eine Verteuerung um zehn Prozent erwartet. Nicht zuletzt angesichts des zu erwartenden Preisanstieges sollten Gaskunden laut E-Control klären, ob sie mit einem Wechsel des Anbieters Geld sparen können. „Je nach Gasverbrauch können Haushalte so bis zu 200 Euro pro Jahr weniger für ihr Gas zahlen“, sagt E-Control-Chef Walter Boltz.

Seit 2002 freie Anbieterwahl

Seit Oktober 2002 steht es in Österreich jedem Kunden frei, seinen Gasanbieter selbst zu wählen. Lediglich die Leitungsgebühren – die rund die Hälfte der Rechnung ausmachen – müssen weiterhin an den eingesessenen Versorger abgeliefert werden. Herumgesprochen hat sich diese Liberalisierung des Gasmarktes bislang jedoch kaum. Denn die Gasversorger treten sich weder bei den Preisen gegenseitig besonders auf die Füße, noch bewerben sie die Preisunterschiede. Dennoch gäbe es für die heimischen Gaskunden ein Einsparungspotenzial von 50 Mio. Euro pro Jahr, wenn alle zum günstigsten Anbieter wechselten, meint Boltz.

Bislang haben von den Haushaltskunden aber nur vier Prozent ihren Lieferanten getauscht. Bei den Großkunden wird die Hälfte des Gasvolumens von einem alternativen Anbieter bezogen. Wie hoch die jährliche Einsparung ausfällt, hängt vom Verbrauch und dem Wohnort ab. Die unterschiedlichen Preise sind auf der Homepage der E-Control ersichtlich.

Der bislang günstigste Anbieter, die Kelag, bietet seit Anfang Juli ihr Gas jedoch nur noch in Kärnten an. Bei der E-Control erwartet man allerdings, dass die Kärntner nach den allgemeinen Preiserhöhungen im Herbst wieder mit einem neuen Angebot den „Preisbrecher“ spielen werden.

Wesentlich größere Einsparungen könnte es laut E-Control aber geben, wenn die Marktbarrieren in der gesamten Region (Italien, Österreich, Süddeutschland sowie in den neuen EU-Mitgliedsländern) beseitigt würden. In Summe wären in diesen Ländern Einsparungen in Höhe von 1,4 Mrd. Euro möglich. Das entspricht knapp zehn Prozent des Marktvolumens.

Gas, aber keine Leitung

Hierfür müssten jedoch die Probleme bei den Übertragungsnetzen beseitigt werden. Derzeit gibt es bei rund der Hälfte aller Knotenpunkten an den Grenzen zwischen zwei Ländern Engpässe. „Oft gibt es günstiges Gas an der Börse in Deutschland. Aber die Händler haben keine Chance, es nach Österreich zu transportieren“, sagt Boltz. Laut einer Studie von der Beratungsagentur PriceWaterhouseCoopers (PWC) geben 86 Prozent der Gashändler an, dass gebuchte Leitungskapazitäten oft gar nicht genutzt werden. Demnach wäre wesentlich mehr Kapazität im Netz verfügbar, als alternativen Anbietern zur Verfügung gestellt wird. „Ich schätze, das passiert aus einer Mischung aus Absicht und schlechter Planung“, so Boltz.

Einen wirklichen Markt mit niedrigeren Preisen für die Konsumenten wird es laut E-Control erst geben, wenn die Versorger und die Netze getrennt sind. Die EU-Kommission wollte die Ex-Monopolisten zerschlagen. Dies wurde auf Druck einiger Länder – darunter Österreich – aber fallen gelassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2008)

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