Abfindung: Streit um Bank Austria

(c) APA (Roland Schlager)
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Gericht soll bis Mitte Oktober über UniCredit-Antrag entscheiden.

Wien (red.). Der Kampf zwischen UniCredit und den Kleinaktionären der Bank Austria um ein attraktiveres Abfindungsangebot steuert einem neuen Höhepunkt zu. UniCredit brachte diese Woche den Antrag ein, den Rechtsstreit nicht in Wien, sondern in Italien behandeln zu lassen. „Die Presse“ hatte davon bereits Anfang September berichtet. Nach Ansicht von UniCredit sind die österreichischen Gerichte für die Causa nicht zuständig. Die Mailänder Großbank beruft sich auf europäische Rechtsnormen.

Die Kleinaktionäre sind empört. „UniCredit will den Aktionären den Rechtsschutz im eigenen Land entziehen“, sagten Rechtsvertreter der Minderheitsaktionäre am Freitag. Bei den Kritikern ist von „Zwangsenteignung“ und von einer „noch nie da gewesenen Unverfrorenheit“ die Rede.

Bei dem Konflikt geht es um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. UniCredit bietet als Abfindung 129,4 Euro für jede Bank-Austria-Aktie. Dies ist mehreren Finanzinvestoren wie dem britischen Fonds Polygon zu wenig. Sie fordern mindestens 170 Euro pro Aktie. Voraussichtlich Mitte Oktober wird das Handelsgericht Wien entscheiden, ob der Fall an Genua oder Rom abgetreten wird. Sollte das passieren, werden die Kleinanleger dagegen berufen. Alleine die Abklärung, welches Gericht zuständig ist, würde mindestens eineinhalb Jahre dauern. Die Causa könnte bis zum Europäischen Gerichtshof wandern.

Zermürbungstaktik

Strategie von UniCredit ist es, die Kleinanleger zu zermürben. Denn die Verfahrenskosten steigen, und der Ausgang des Rechtsstreits ist ungewiss. „Die Forderung von UniCredit stellt für den skandalgeprüften österreichischen Finanzmarkt völlig neue Maßstäbe dar“, so die Minderheitsaktionäre. Ähnliches könnte den Anteilseignern der UniCredit-Tochter HypoVereinsbank passieren. Auch in Deutschland laufen Millionenklagen gegen die Italiener.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2008)

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