Elektronik: AT&S profitiert von Spezialisierung

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Der Leiterplattenproduzent verzeichnet im Halbjahr einen Gewinnsprung und stellt eine stabile Dividende in Aussicht. Das neue Werk in China bringt einen Umsatzschub.

Wien. Um diese Sorgen beneiden sicher viele heimische Unternehmen Andreas Gerstenmayer. „Wir sind voll ausgelastet und am Limit unserer Kapazitäten, weshalb der Umsatz auch kaum wächst“, sagte der Chef des Leiterplattenherstellers AT&S am Dienstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Dies werde sich auch im gesamten Geschäftsjahr 2014/15 (Ende März) nicht ändern, in dem Gerstenmayer rund 600 Mio. Euro Umsatz erwartet.

Der große Schub ist aber schon auf Schiene: In Chongqing entsteht nach Shanghai das zweite Werk der AT&S in China. Dort werden ab 2016 mit einem wichtigen Kunden (einem führenden Halbleiterhersteller) sogenannte integrierte Schaltungen, kurz IC-Substrate, produziert. Das ist eine neue Technologie, die heute noch nicht in Anwendung ist. Die neue Fabrik mit 450 Mitarbeitern soll nicht nur einen Umsatzschub im Volumen von rund 350 Mio. Euro bringen – weit über 80 Prozent der Produktion werde dann in Asien erfolgen, sagte Gerstenmayer. Jetzt sind es 76 Prozent.

Die Ausrichtung auf Hightech-Anwendungen – mit „einfachen“ Leiterplatten ist heutzutage kein Geschäft mehr zu machen – und auf neue Trends in der Elektronikindustrie sowie Maßnahmen zur Effizienzsteigerung haben dem Unternehmen mit 7385 Beschäftigten (davon 1200 in Österreich) ein saftiges Plus beim Gewinn gebracht. Das Betriebsergebnis wuchs um 30,6 Prozent auf 39,9 Mio. Euro, der Nettogewinn legte um 29,5 Prozent auf 28,4 Mio. Euro zu. „Wir sind eines der profitabelsten Unternehmen in der Branche, in der fast alle Mitbewerber in Asien sitzen“, sagte Gerstenmayer nicht ohne Stolz.

Auf dieser Basis gehen Gerstenmayer und Finanzchef Karl Asamer für das Gesamtjahr von einer Ebitda-Marge „am oberen Ende unseres Zielkorridors von 18 bis 20 Prozent“ aus. Die Dividende dürfte in den nächsten beiden Jahren in der Größenordnung der vergangenen zwei Jahre liegen. Das bedeutet 20 Cent je Aktie. Beim Ausblick sei man deshalb so konservativ, weil das letzte Geschäftsquartal noch nicht absehbar sei. In der Branche seien die Vorlaufzeiten sehr kurzfristig.

An der Börse löste das Unternehmen, an dem die Industriellen Hannes Androsch mit 16,3 Prozent und Willibald Dörflinger mit 17,8 Prozent beteiligt sind und den Aufsichtsrat präsidieren, ein Kursfeuerwerk aus. Die Aktie, die bis Juli um gut 30 Prozent zulegte und zuletzt im Rahmen der allgemeinen Turbulenzen auf den Finanzmärkten wieder Wert einbüßte, verteuerte sich am Dienstag zeitweise um bis zu sieben Prozent.

Im Unterschied zu vielen Konzernen sieht man bei AT&S die Zukunft positiv. Abgekoppelt von konjunkturellen Dellen wachse die Elektronikindustrie mit vier bis fünf Prozent pro Jahr. „Es gibt viele Chancen, und wenn man gut aufgestellt ist, muss man sie nur nutzen“, erklärte Gerstenmayer.

Drei Wachstumstreiber

Die großen Wachstumstreiber seien zum einen der Ressourcenmangel, der neue Entwicklungen beschleunige. Zum anderen sei es die Miniaturisierung, und drittens die Vernetzung von Mensch und Maschine. Als Beispiele für Letzteres nannte der AT&S-Chef die Automobilindustrie, die derzeit eine digitale Revolution durchmache. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Medizintechnik, etwa die Hörgerätetechnologie. Aber auch bei Herzschrittmacher-Anwendungen und bei Implantaten sieht man gute Chancen, das Geschäft auszubauen. Denn für alle diese neuen Anwendungen seien komplexe Leiterplatten erforderlich.

An die 60 Prozent des Umsatzes macht AT&S derzeit mit fünf großen Kunden der Mobilfunk– und der Autoindustrie. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2014)

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