Constantia: Castelbajac verkauft Teile der Packaging

(c) APA (Georg Hochmuth)
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Die Turnauer-Erbin will mit dem Erlös einen Teil ihres Erbes retten. Als Käufer wurden vier Gruppen angesprochen.

Wien. Das letzte Kapitel im Wirtschaftskrimi um die Beteiligungen des Constantia-Konzerns hat begonnen: Christine de Castelbajac, Tochter des verstorbenen Konzerngründers Herbert Turnauer, trennt sich nun von Anteilen an der Constantia Packaging (CP). Offiziell sondiert die holländische Holding Constantia BV den Verkauf. Sie hält 90 Prozent am Verpackungskonzern (der Rest ist börsenotiert) und gehört Castelbajac. Die Holding hat die Bank Rothschild und die Bank Austria beauftragt, bis zu 30 Prozent zu verkaufen.

Eine Information wurde dieser Tage an rund 100 Finanzinvestoren und Unternehmen geschickt, erfuhr „Die Presse“ aus Unternehmenskreisen. Das Interesse an der CP, die als Hersteller von Verpackungen aus Papier und Aluminium sowie Folien sehr gut aufgestellt ist, soll sehr groß sein. Bis Ende Februar werden unverbindliche Angebote erwartet, im März sollen verbindliche Offerte mit Preisvorstellungen abgegeben werden. Im April könnte der Verkauf über die Bühne sein.

Als Käufer wurden vier Gruppen angesprochen: Staatsfonds, etwa aus Abu Dhabi, China und Russland. Private Equity-Gesellschaften, darunter KKR, Apax und CVC. Betuchte Familien (sogenannte Family Offices) wie Porsche, Quandt (BMW), Oetker oder Strüngmann (Pharma, Solar). Und nicht zuletzt Strategen wie der Papierriese Mondi. Letzteren werden interessanterweise die geringsten Chancen eingeräumt, weil sie mit der Aluminiumsparte der CP (sie hält 90 Prozent an der Amag) nichts anfangen könnten.

Zuerst die Privatbank

Für Castelbajac ist das kein leichter Schritt: Die Turnauer-Erbin, die stets im Hintergrund blieb und nie operativ in die Unternehmen eingriff, hat ihre Constantia Privatbank (CPB) abgeben müssen. Diese war im Zuge der Immofinanz/Immoeast-Affäre insTrudeln geraten. Fünf Banken fingen die CPB um einen symbolischen Euro auf. Sie wollen sie allerdings nicht behalten. Die 400 Mio. Euro Staatsgarantie, die im Zuge der Rettung gegeben wurde, ist mit April befristet. Bis dahin muss die klare Trennung von der Immofinanz-Gruppe erfolgen undein Käufer gefunden sein.

Parallel dazu soll zumindest ein Drittel der Packaging-Gruppe versilbert werden. Wobei die Erwartungen an den Kaufpreis sehr hoch sein sollen, heißt es, obwohl der Zeitpunkt nicht optimal ist. Die CP-Aktie ist ebenfalls unter die Räder der Finanzkrise geraten und hat ab August 2008 mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Gemessen am aktuellen Kurs von rund 20 Euro ist die ganze CP an der Börse 340 Mio. Euro wert, ein Drittel knapp über 100 Mio. Euro. Allerdings erwartet man einen saftigen Paketaufschlag und geht nicht vom Börsekurs aus, zumal die CP 2008 ein Rekordergebnis erzielt haben dürfte.

Wie viel Castelbajac bleibt, ist offen. Nach wie vor strittig ist nämlich, ob die Constantia BV tatsächlich für eine 512 Mio. Euro schwere Forderung der Immoeast an die Immofinanz eine Garantie abgegeben hat. Die Constantia Packaging hat dies stets bestritten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2009)

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