So funktioniert die Bankomatkartensperre

(c) APA (Barbara Gindl)
  • Drucken

Wer sich demnächst außerhalb von Europa aufhält und Geld braucht, sollte unbedingt die Bankomatkarte freischalten lassen. Die Umstellung sorgt für Unklarheiten. "Die Presse" bringt dazu die wichtigsten Antworten.

Wien. Ab Mitte Dezember aktivieren Österreichs Banken das System GeoControl. Das bedeutet, dass Bargeldabhebungen außerhalb von Europa nicht mehr automatisch möglich sind. Wer die Bankomatkarte auch in fernen Destinationen nutzen will, muss sie extra freischalten lassen.

Damit sollen Betrugsfälle verhindert werden. Vor allem Skimming-Attacken sind für die Finanzbranche ein zunehmendes Problem. Dabei manipulieren Betrüger Geldautomaten, um die Magnetstreifen von Bankomatkarten zu kopieren und den PIN-Code auszuspähen.

Laut Auskunft des deutschen Kriminalamts sollte man vor allem bei Reisen in die Türkei, in den Libanon und nach Südafrika auf die Bankomatkarte achten. In diesen Ländern seien Skimmer besonders aktiv. Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass den europäischen Banken pro Jahr durch solche Attacken ein Schaden von 500 Millionen Euro entsteht.

Rund um die Bankomatkartensperre gibt es jedoch Unklarheiten. „Die Presse“ bringt dazu die wichtigsten Antworten:

Zunächst war von den Banken zu hören, dass die Freischaltung grundsätzlich außerhalb von Europa und den USA notwendig ist.

Doch dann veröffentlichten einige Geldhäuser auf ihrer Homepage eine Liste mit 60 Ländern, in denen die Bankomatkarte weiterhin uneingeschränkt genutzt werden kann. Dazu gehören alle europäischen Länder, aber auch Staaten wie Israel, Tadschikistan und Turkmenistan.

Die USA sowie begehrte Urlaubsdestinationen wie Thailand und die Dominikanische Republik befinden sich aber nicht darunter.

Bis zu zehn Länder gesperrt

Bei der für die Bankomat-Abwicklung zuständigen Gesellschaft, Payment Services Austria, heißt es, dass von der Sperre immer nur bis zu zehn außereuropäische Länder gleichzeitig betroffen sind.

Das sind jene Länder, in denen sich zuletzt die Betrugsfälle gehäuft haben. Die Liste der gesperrten Länder ändert sich laufend und bleibt geheim, um Betrügern nicht in die Hände zu spielen.

Die Einführung von GeoControl erfolgt zeitlich nicht einheitlich. Bei der Erste Bank und der Bank Austria wird am 15.Dezember auf das neue Sicherheitssystem umgestellt, bei der Bawag am 12.Jänner 2015, bei den Raiffeisenbanken gibt es unterschiedliche Termine.

Die Freischaltung erfolgt kostenlos. Kunden sollten sich bei ihrer Hausbank allerdings genau informieren, wie die Bankomatkarte freigeschaltet werden kann. Möglich ist das meist über das Onlinebanking oder über eine telefonische Hotline.

Auch weitere Modalitäten sind zu klären. Einige Institute verlangen, dass man den genauen Zeitraum für die Freischaltung und das Land, in dem man Geld abheben möchte, bekannt gibt. Nach drei Monaten tritt wieder die automatische Sperre über das GeoControl-System in Kraft. Für Vielreisende und Botschaftsangehörige werde man sich um individuelle Lösungen bemühen, heißt es.

Die Sperre gilt nicht für Kreditkarten. Wer beispielsweise eine Diners-Club-Karte hat, kann weiterhin weltweit an Bankomaten Geld abheben. „Eine spezielle Freischaltung ist nicht erforderlich“, heißt es bei Diners Club.

Umstellung sorgt für Kritik

Konsumentenschützer kritisieren die Art und Weise der Umstellung. Ihrer Ansicht nach hätten die Banken ihre Kunden schon viel früher über die Maßnahme informieren sollen.

Denn das Zahlungsdienstegesetz sieht vor, dass den Konsumenten wichtige Änderungen zwei Monate vor der Gültigkeit mitgeteilt werden müssen. Zudem sei den Kunden ein Widerspruchsrecht einzuräumen.

Die Banken weisen die Kritik zurück. Sie betonen, dass sie sich bei der Aktivierung von GeoControl an alle Gesetze halten.

AUF EINEN BLICK

Auf 500 Millionen Euro wird der Schaden, der den europäischen Banken jährlich durch Skimming-Attacken entsteht, geschätzt. Um dies zu ändern, führen Österreichs Banken ab Mitte Dezember ein Sicherheitssystem namens GeoControl ein. Wer die Bankomatkarte auch außerhalb von Europa nutzen will, muss sie extra freischalten lassen. Die Sperre gilt nicht für Kreditkarten. Konsumentenschützer kritisieren die Art und Weise der Umstellung. Ihrer Ansicht nach hätten die Banken den Kunden ein Widerspruchsrecht einräumen müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.