Neue Zahlen. Die Wirtschaft schrumpfte von Juli bis September um 0,1 Prozent. Ein weiteres Minus-Quartal droht. Auch für das Gesamtjahr wird die Prognose wohl noch einmal nach unten revidiert.
Ende 2013 rief Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny das "Ende der Rezession" aus. Wirtschaftsforscher sprachen von einem "Aufschwung" und prophezeiten für heuer Wachstumsraten von über 1,5 Prozent. Nicht einmal ein Jahr später sieht alles anders aus: Die Unternehmen kündigen Jobabbau an, die Konjunktur kommt nicht vom Fleck, die Arbeitslosigkeit steigt, die Prognosen werden immer weiter gesenkt - und auch eine Rezession steht wieder im Raum. Denn Österreichs Wirtschaft ist von Juni bis September gegenüber dem vorhergehenden Vierteljahr überraschend geschrumpft.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich laut neuer Berechnung um 0,1 Prozent, wie Wifo-Experte Marcus Scheiblecker am Freitag zur APA sagte. Ende Oktober war das Institut noch von einem Nullwachstum im Zeitraum Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal ausgegangen. Auch im Jahresabstand ist das BIP nach neuer Berechnung um 0,1 Prozent gesunken. In der Schnellschätzung von Ende Oktober war das Wifo noch von einem Plus von 0,2 Prozent ausgegangen.
Österreich könnte in die Rezession schlittern - nämlich wenn die heimische Wirtschaft von Oktober bis Ende Dezember noch einmal schrumpft. "Ja, es gibt die Möglichkeit einer technischen Rezession", so Wifo-Experte Scheiblecker.
2014 nur noch ein halbes Prozent Wachstum
"Die Konjunktur ist schwach und schwächt sich weiter ab", wenn man Sondereffekte, die auch gegenläufig sein könnten, außer Acht lasse, so Scheiblecker. Im Gesamtjahr 2014 könnte sich doch noch ein reales BIP-Plus von etwa einem halben Prozent ausgehen. Dem Gesamtjahreswert kommt etwa zu Gute, dass am Bau wetterbedingt saisonal länger gearbeitet werden konnte. "Konjunkturell allein würde sich das halbe Prozent Wachstum aber nicht ausgehen", so Scheiblecker.
Die neue Wifo-Prognose kommt in drei Wochen, zuletzt - Mitte September - ist man für heuer noch von +0,8 Prozent ausgegangen und für kommendes Jahr von +1,2 Prozent.
Stichwort Rezession
Allgemein betrachtet spricht man von einer Rezession, wenn die Wirtschaft über einen längeren Zeitraum schrumpft. Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Von einer "technischen Rezession" sprechen Wirtschaftsforscher immer dann, wenn das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen gegenüber dem Vorquartal sinkt. Zuletzt taumelte Österreich 2009 in die Rezession.
Schwäche bei Investitionen aus dem Ausland
Belastet wurde die BIP-Entwicklung im dritten Quartal dem Wifo-Experten zufolge durch die Schwäche sowohl bei Investitionen als auch im Außenhandel, während der Konsum sein träges Wachstum fortgesetzt habe. Dass das BIP real gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent geschrumpft sei, belege die weitere Verlangsamung der Konjunktur in Österreich.
(APA/Red.)