OeNB: Banken brauchen fünf Mrd.

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Die Kapitalquoten der Finanzinstitute seien immer noch „unterdurchschnittlich“, so die Notenbank. Sowohl beim Kern- als auch beim Ergänzungskapital gebe es Bedarf zusätzlicher Mittel.

Wien. Ob und wann es in nächster Zeit wieder Kapitalmaßnahmen der heimischen Banken geben werde, müssten diese beantworten, so Nationalbank-Vizegouverneur Andreas Ittner am Montag anlässlich der Präsentation des aktuellen „Financial Stability Reports“ der OeNB. Klar sei jedoch, dass die österreichischen Finanzinstitute trotz der Verbesserungen der vergangenen Jahre mit 11,8 Prozent Kernkapitalquote (Tier 1) im internationalen Vergleich immer noch „unterdurchschnittlich“ kapitalisiert seien.

„Dieser Wert sollte um etwa 100 Basispunkte (einen Prozentpunkt, Anm.) angehoben werden“, sagt Ittner. In absoluten Zahlen entspreche das ungefähr fünf Mrd. Euro, so der Vizegouverneur auf Nachfrage der „Presse“. Weitere fünf Milliarden Euro seien auch beim sogenannten Ergänzungskapital (Tier 2) notwendig. Anders als beim Kernkapital handelt es sich hierbei nicht um Eigenkapital oder einbehaltene Gewinne, sondern vor allem um nachrangiges Fremdkapital, mit dem im Fall einer Insolvenz die vorrangigen Gläubigerinteressen bedient werden können.

Neben der Eigenkapitalausstattung bereitet den Bankaufsehern auch die geringe Profitabilität im Inlandsgeschäft Kopfzerbrechen. So liegt die Zinsmarge hierzulande mit einem Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Erst durch die Gewinne aus Osteuropa, wo immer noch eine Zinsmarge von drei Prozent erzielt werden kann, können die heimischen Banken ihren konsolidierten Wert von rund 1,7 Prozent erzielen und damit auch den europäischen Schnitt übertreffen. Dieses Osteuropa-Exposure hat bekanntlich den heimischen Banken zuletzt jedoch vor allem hohe Risken und Abschreibungen gebracht. Zumindest bei den Firmenwertabschreibungen ist das „Potenzial inzwischen jedoch weitgehend ausgeschöpft“, so die Nationalbank. Mit anderen Worten: Die meisten Osteuropa-Töchter der Banken sind in den Büchern bereits auf null abgeschrieben.

Russland als Unsicherheit

Anders sieht die Risikolage jedoch bei notleidenden Krediten (non performing loans) aus. Vor allem Russland birgt hier eine große Unsicherheit. Bisher hat das Land im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern eine unterdurchschnittliche NPL-Ration von fünf Prozent und bringt den dort tätigen Banken daher gute Gewinne. Wegen der wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten für die russische Volkswirtschaft aufgrund von Sanktionen und vor allem des massiven Verfall des Ölpreises könne eine Verschlechterung hier nicht ausgeschlossen werden, meint die OeNB.

Trotz all dieser Probleme würden die heimischen Banken ihrer Rolle in der Wirtschaft – der Bereitstellung von Kapital für Unternehmen und Haushalte – jedoch gerecht werden, so die Notenbanker weiter. Das sinkende Wachstum bei Unternehmenskrediten resultiere nicht aus einem Engpass beim Angebot, sondern bei der Nachfrage. Der entsprechende Indikator dafür ist laut Report die Quote des nicht ausgenützten Kreditrahmens. Diese hat sich von 41 Prozent zu Anfang 2013 auf 46 Prozent erhöht. „Die Unternehmen holen sich ihr Geld also nicht ab“, heißt es dazu bei der OeNB.

An mangelnder Liquidität liege es demnach nicht, dass die Wirtschaft nicht anspringen würde, sagt ebenso Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny. Dies sei auch auf die geldpolitischen Maßnahmen der EZB zurückzuführen. Sie könnten aber nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn es auch „fiskal- und strukturpolitische Maßnahmen gäbe“. Auf die Nachfrage, ob er diese zurzeit sehe, meint Nowotny: „Ich sehe erste Ansätze bei der EU-Kommission. Ansonsten gibt es aber noch viel zu tun.“ (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2014)

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