Osteuropa-Risiko: Banken kämpfen um private Investoren

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Um die Finanzkrise zu bewältigen, holen sich Österreichs Großbanken nicht nur Geld vom Staat. Erste Bank, Bank Austria und Raiffeisen Zentralbank wollen auch Milliarden bei privaten Anlegern platzieren.

Wien. Wegen der Finanzkrise halten Österreichs Großbanken auch bei privaten Anlegern die Hand auf. Die Erste Bank kündigte vor Kurzem an, dass sie im Zuge der Staatshilfe bis zu 800 Mio. Euro bei privaten und institutionellen Investoren platzieren wird. Nun sind die Konkurrenten ebenfalls auf den Geschmack gekommen. Bank-Austria-Chef Erich Hampel sagte am Mittwoch, sein Institut benötige bis zu 2,7Mrd. Euro, um durch die Krise zu kommen. Davon werde er sich 70 Prozent vom Staat und 30 Prozent von anderen Investoren holen. Ähnliche Überlegungen gibt es bei der Raiffeisen Zentralbank (RZB).

Hintergrund: Die Institute feilschen mit dem Finanzministerium über die Zinsen für das Staatsgeld. Wer mindestens 30 Prozent privat verkauft, wird mit einer Kostenreduktion belohnt. Statt 9,3 Prozent müssen die Banken dann nur 8,0 Prozent Zinsen pro Jahr zahlen.

Risiko für Privatanleger

Bedingung ist aber, dass die für private Anleger reservierten PS-Scheine nur zu einem Drittel von den derzeitigen Eigentümern gezeichnet werden. Zwei Drittel sind bei „fremden Investoren“ unterzubringen, was angesichts der Finanzkrise gar nicht so einfach ist.

Erste-Bank-Chef Andreas Treichl hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viel PS-Kapital an Privatkunden zu verkaufen. Treichl ist davon überzeugt, dass die Verzinsung von acht Prozent durchaus attraktiv ist. Zum Vergleich: Wer sein Geld auf ein Sparbuch legt, bekommt im besten Fall 4,00 Prozent gutgeschrieben.

Bank-Austria-Chef Erich Hampel schließt nicht aus, seine PS-Scheine ebenfalls Privatkunden anzubieten. RZB-Chef Rothensteiner geht einen etwas anderen Weg. Er will rund 600 Mio. Euro bei befreundeten Geschäftspartnern im Sektor platzieren. Dem Vernehmen nach soll die Uniqa-Versicherung einen Anteil übernehmen. Die Volksbanken (ÖVAG) und die Bawag werden ebenfalls das Hilfspaket der Regierung in Anspruch nehmen. „Wir können aber noch nicht sagen, ob wir private Investoren einbeziehen werden“, heißt es bei der Bawag und der ÖVAG.

Anleger sollten dabei auf die Risken achten: Inhaber von PS-Kapital müssen das Geld fünf Jahre binden. Die Verzinsung von acht Prozent fällt aus, wenn die Bank Verluste macht oder keine Dividende ausschütten kann. Und geht die Bank pleite, ist das Geld weg. In Summe stellt der Staat den Banken 15 Mrd. Euro an Eigenkapitalspritzen zur Verfügung. Eine Aufstockung ist vorerst nicht notwendig.

Beim Hilfsprogramm für die italienische UniCredit soll sich Österreich besonders stark engagieren. Laut UniCredit-Chef Alessandro Profumo beantragt sein Institut vier Mrd. Euro an Staatshilfe – davon soll Österreich 2,7 Mrd. Euro für die Bank Austria beisteuern. Die restlichen 1,3 Mrd. Euro entfallen auf Italien. Dem Vernehmen nach will Profumo eine allzu starke Abhängigkeit von der italienischen Regierung unter Silvio Berlusconi vermeiden.

Keine Dividende für UniCredit

Laut den am Mittwoch bekannt gegebenen Zahlen ist der Nettogewinn der UniCredit im Vorjahr um ein Drittel auf vier Mrd. Euro gesunken. Trotzdem müssen die Aktionäre auf eine Bardividende verzichten. Der Gewinn wird zur Stärkung des Eigenkapitals verwendet. Die Milliardenhilfen sind vor allem für das Osteuropa-Geschäft der Bank Austria notwendig. Die Wiener Tochter hat 2008 den Nettogewinn von 2,25 Mrd. Euro auf 1,14 Mrd. Euro halbiert, das Krisenjahr aber dennoch mit dem größten Gewinn aller Banken in Österreich beendet.

Für 2008 wird die Bank Austria ihrer Mutter in Mailand aber kein Geld überweisen. Zum Vergleich: Für das Jahr 2007 hatte UniCredit von der Tochter noch eine Dividende von 780 Mio. Euro erhalten.

Die Bank Austria ist in den vergangenen Jahren nach aggressiven Zukäufen zum größten Finanzdienstleister in Osteuropa aufgestiegen. Wegen der verschärften Finanzkrise musste das Institut die Rückstellungen für Kreditausfälle gleich auf über eine Mrd. Euro verdoppeln.

Zusätzlich wurden wegen des Währungsverfalls bei den Beteiligungen in Osteuropa Abschreibungen von 1,027 Mrd. Euro notwendig. Davon entfallen 417 Mio. Euro auf die ATF-Bank in Kasachstan und 333 Mio. Euro auf die Ukrsotsbank in der Ukraine. Auch in Polen, Russland und in Lettland hat sich der Wert der Töchter verringert (siehe Grafik).

Hampel gegen Horrorszenarien

Horrorszenarien großer Investmenthäuser, die für Österreichs Banken im Osten 30 Prozent oder sogar 75 Prozent an uneinbringlichen Krediten ausgerechnet haben, kann Hampel nicht nachvollziehen. Im Vorjahr lag die Ausfallsquote bei der Bank Austria bei fünf Prozent. In Osteuropa hat das Institut knapp 72 Mrd. Euro verborgt. Selbst wenn sich davon 15 Prozent als faul herausstellen, würde die Bank Austria nicht in die Verlustzone rutschen, heißt es.

Laut Hampel werde sein Haus auch 2009 einen Gewinn erzielen. Wie hoch dieser sein wird, könne er aber nicht sagen. Der Bankdirektor muss auch den Gürtel enger schnallen. Denn wegen der Staatshilfe wird der Bonus für das Topmanagement gestrichen.

UniCredit Group

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2009)

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