Der niedrige Ölpreis und Lieferausfälle in Libyen belasten den Energiekonzern. Er wirft seine Wachstumsziele bis 2016 über Bord.
Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV wirft wegen des niedrigen Ölpreises und anhaltender Lieferausfälle in Libyen seine Investitions- und Förderziele über Bord. Statt der geplanten 3,9 Milliarden Euro werde das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren durchschnittlich nur 2,5 bis drei Milliarden Euro in den Ausbau des Geschäfts stecken. Damit rückt auch das vom scheidenden Firmenchef Gerhard Roiss ausgegebene Ziel einer Öl- und Gasproduktion von 400.000 Barrel pro Tag in die Ferne, wie OMV am Donnerstag mitteilte. Diese Marke werde nun nicht wie geplant 2016 sondern erst später erreicht.
Umfeld hat sich fundamental geändert
Außerdem seien "weitere Maßnahmen zur Kostensenkung" geplant, erklärte der heimische Öl- und Gaskonzern am Donnerstag. Da sich das Umfeld für die Branche in den letzten Monaten fundamental geändert habe, reagiere man darauf entsprechend mit Umsicht, so Generaldirektor Gerhard Roiss.
Der niedrige Ölpreis drückt die Erträge des Konzerns. Zudem schmälern Lieferausfälle aus den krisengebeutelten Ländern Libyen und Jemen die Produktion. Allein aus Libyen hatte OMV in Friedenszeiten rund ein Zehntel des Öls bezogen. Details bei welchen Projekten gespart werden solle, nannte OMV nicht. An Großprojekten wolle die Firma festhalten.
Hohe Abschreibungen in Rumänien und Türkei
Zudem machten dem Konzern im vierten Quartal hohe Abschreibungen auf das türkische Tankstellengeschäft und bei der rumänischen Tochter Petrom zu schaffen. Das habe zu Sonderbelastungen von 700 Millionen Euro im operativen Ergebnis geführt. In den ersten neun Monaten 2014 hatte OMV ein Betriebsergebnis (Ebit) von 1,5 Milliarden Euro verbucht. Die Abschreibung auf das unter der Marke Petrol Ofisi firmierende türkische Tankstellengeschäft begründete OMV mit regulatorischen Eingriffen und allgemein höheren Risiken in dem Land.
Einziger Lichtblick war die zu Jahresende wieder gestiegene Ölförderung: Im vierten Quartal legte sie durch zwei weitere Bohrungen in Norwegen im Vergleich zum Vorquartal um zwei Prozent auf 318.000 Barrel pro Tag zu. Im Geschäft mit der Weiterverarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen stiegen die entsprechenden Referenzmargen auf 5,19 von 4,9 Dollar je Barrel im Vorquartal.
OMV-Aktie startete tiefer
Die OMV-Aktie startete am Donnerstag an der Wiener Börse mit 21,58 Euro um drei Prozent tiefer in den Handel.
Zur Dividendenpolitik ("Ausschüttungsgrad von 30 Prozent") und dem langfristigen Verschuldungsziel von kleiner gleich 30 Prozent stehe die OMV weiterhin, wird betont. Ziel bleibe weiter ein mittelfristig weitgehend neutraler freier Cashflow nach Dividenden; das geänderte Investitionsprogramm helfe dabei.
(APA/Reuters)