Firmenberater machen gegen das Wifi mobil

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Unternehmensberater fordern eine Teilprivatisierung des Wifi. Mit ihren Firmentrainings mache die Wirtschaftskammer-Organisation den eigenen Mitgliedern Konkurrenz, sagen sie. Das Wifi will davon nichts wissen.

Wien. Das Wifi gerät unter Beschuss der heimischen Unternehmensberater. Sie klagen über Wettbewerbsverzerrung und „ungleiche Waffen“, mit denen die Ausbildungsorganisation der Wirtschaftskammer ihnen Konkurrenz mache, und fordern eine Teilprivatisierung des Wifi. Angeführt wird der Protest vom Unternehmensberater Gerhard Vater, dem Wiener Kandidaten der Unos (Neos) für die heurigen Kammerwahlen.

Es ist nicht das berühmte grüne Kursbuch, das den Trainern, Coaches und Beratern ein Dorn im Auge ist. „Es geht nur um jenen Teil des Wifi, der Firmentrainings macht“, sagt Vater zur „Presse“. Hier stehe das Unternehmen, das sich zumindest teilweise aus den WKO-Zwangsbeiträgen der selbstständigen Unternehmensberater finanziert, in direkter Konkurrenz zu diesen. „Die eigene Interessensvertretung macht uns Konkurrenz“, klagt der 60-Jährige. Und das nicht zu knapp: Rund 4250 firmeninterne Trainings mit 47.000 Teilnehmern hat das Wifi im Vorjahr abgewickelt und damit 8,2 Millionen Euro Umsatz gemacht. Kein kleines Stück vom Kuchen, das sich das Wifi hier auf Kosten der Selbstständigen gesichert habe, sagt Vater.

„Machen keine Konkurrenz“

Wifi-Institutsleiter Michael Landertshammer sieht das im Gespräch mit der „Presse“ naturgemäß anders: „Wir sind nicht dazu da, um den Unternehmen Konkurrenz zu machen“, sagt er. Die umstrittenen Firmentrainings seien im Grund dieselben Ausbildungsangebote, wie sie auch im grünen Kursbuch zu finden seien, nur eben maßgeschneidert für Unternehmen. Klassische Unternehmensberatung mache das Wifi nicht. „Natürlich gibt es einen gewissen Graubereich“, räumt Landertshammer ein.

Darum sei ihm auch der Vorwurf aus der Branche nicht ganz neu. Immer wieder gebe es Vorstöße, die Grenzen neu zu verhandeln, wie weit das Wifi sein Angebot ausdehnen darf. Erst in wenigen Tagen treffe er wieder mit der zuständigen Interessenvertretung der Berater und Trainer innerhalb der Wirtschaftskammer (Ubit) zusammen. „Wenn es einen konkreten Fall gibt, wird er abgestellt“, verspricht Landertshammer.

Finanziell seien die Firmenkurse natürlich lukrativ. Umgekehrt würde das Wifi aber auch dort anbieten, wo es ein Privater nie machen würde. Österreichweit erwirtschaftet das Wifi 90 Prozent seiner Kosten selbst. Den Rest schießt die Wirtschaftskammer aus den Beiträgen ihrer Zwangsmitglieder bei.

AMS bucht weniger Kurse

Warum die Debatte gerade jetzt wieder aufflammt, hat zwei Gründe. Der erste ist politisch und rasch erklärt: Ende Februar stehen in der Wirtschaftskammer Wahlen an. Da ist auffallen angesagt.

Den zweiten Grund, warum die Branche aufgeschreckt ist, liefert das Arbeitsmarktservice Österreich. Das AMS, bisher einer der größten Kunden der Berater, bucht weniger Kurse für die Arbeitslosen. Die Zahl der Schulungsteilnehmer sank zuletzt um fast 17 Prozent, in Wien gar um 28 Prozent. Experten sehen die Abkehr von kurzen Billigkursen positiv, manche Berater aber fürchten um ihr Geschäft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2015)

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