Bank Austria: Die Ernte nach dem Bilanzputz

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Abschreibungen brachten der Bank Austria 2013 einen Rekordverlust von 1,5 Mrd. Euro. Ein Jahr später bringt das der Bank stark gefallene Kreditvorsorgen – und einen Milliardengewinn.

Wien. Bei den Bilanzen der heimischen Banken und ihren Geschäften in Osteuropa macht das Timing sehr viel aus. Raiffeisen International etwa hatte im Jahr 2013 keine außergewöhnlich hohen Kreditvorsorgen verbucht und konnte dadurch einen respektablen Gewinn ausweisen. Ein Jahr später rächte sich das. Wie berichtet, musste das Institut zu Wochenanfang mit fast 500 Mio. den ersten Verlust der Firmengeschichte bekannt geben.

Anders die Situation bei der Bank Austria. Sie führte bereits 2013 einen großen Bilanzputz durch, was zu einem Rekordverlust von 1,5 Mrd. Euro führte. Im Vorjahr fuhr sie nun die Ernte dafür ein: Die Belastung aus Firmenwertabschreibungen und Kreditrisken verringerte sich auf weniger als ein Viertel. Unter dem Strich gab es daher wieder einen deutlichen Gewinn von 1,4 Mrd. Euro.

Seit 2000 über neun Milliarden

Daraus ist ersichtlich, dass die heimischen Banken operativ in Osteuropa nach wie vor gutes Geld verdienen – für die Zahl unter dem Strich entscheidend sind die Kosten für in der Vergangenheit zu teuer gekaufte Töchter oder zu leichtfertig vergebene Kredite. „Ich tue mir daher auch mit diesem Krankreden von Osteuropa schwer“, so Bank-Austria-Chef Willibald Cernko am Donnerstag bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen in Wien. So habe sein Institut seit dem Jahr 2000 in der Region fast 14 Mrd. Euro an Vorsteuergewinnen erzielt. Und selbst nach Abzug aller Abschreibungen sei davon ein Überschuss von 9,3 Mrd. Euro geblieben.

Auch im Jahr 2014 lieferten die Tochtergesellschaften im Osten erneut das Gros des Gewinns. So erzielte die Bank Austria etwa in Russland trotz Kreditvorsorgen in Höhe von 88 Mio. Euro und eines Rückgangs um 24 Prozent immer noch ein Vorsteuerergebnis von 447 Mio. Euro. „Und wir werden dort auch 2015 ein positives Ergebnis sehen“, sagt Cernko. Es sei zwar klar, dass der niedrige Ölpreis und der schwache Rubel dem Land zu schaffen machen. „Solange es aber keine offene kriegerische Auseinandersetzung gibt, sehen wir die Risken als beherrschbar an.“ Zudem würden Rückgänge in einem Land „dank des stark diversifizierten Portfolios“ in der Regel durch Verbesserungen in anderen Ländern wieder ausgeglichen. Dies sei auch im Vorjahr geschehen, als es in Bulgarien oder Serbien ein Plus von rund 60 Prozent und in Ungarn sogar von über 140 Prozent gab.

Wirkliche Probleme bei der operativen Profitabilität gibt es für Cernko eigentlich nur in einem Markt – Österreich. Hierzulande fällt mit zwei Mrd. Euro nur etwas mehr als ein Drittel der gesamten Erträge, mit 1,7 Mrd. Euro aber mehr als die Hälfte aller Kosten an. Die Bank Austria will daher ihre Strategie, die Kosten zu senken, weiter fortführen.

Zahl der Filialen sinkt weiter

Wie bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt, soll die Zahl der Filialen von 270 auf 200 reduziert und 800 Mitarbeiter (von rund 9700) per natürlicher Fluktuation abgebaut werden. Gleichzeitig sollen bei diesen Filialen aber die Öffnungszeiten weiter ausgebaut werden. „Wir versuchen – ohnehin schon sehr spät –, verstärkt auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen“, sagt Cernko.

Eine Veränderung erwartet sich Cernko aber nicht nur bei den bankinternen Kosten, sondern auch bei der Bankensteuer – nicht zuletzt deshalb, weil die Steuer nun auch in Ungarn deutlich gesenkt wurde. „Es ist eine klare Forderung von uns, dass die Zahlung an den europäischen Banken-Rettungsfonds von der Bankensteuer abgezogen wird.“

Zu Bundeskanzler Werner Faymann sei er in der Frage aber noch nicht durchgedrungen, so Cernko auf Nachfrage. „Es ist offensichtlich sehr schwer, in Wirtschaftsfragen an den Herrn Bundeskanzler heranzukommen.“

Für die Banken sei es aber einfach notwendig, genügend Gewinn erwirtschaften zu können, um die Kernkapitalquote zu stärken. Diese liegt bei der Bank Austria nun bei 10,3 Prozent. Ein konkretes Ziel – wie zuletzt Raiffeisen mit zwölf Prozent für 2017 – wollte Cernko nicht nennen. (jaz)

Auf einen Blick

Die Bank Austria erzielte 2014 Betriebserträge von 5,9 Mrd. Euro (minus 9,4 Prozent). Das Vorsteuerergebnis betrug mit 1,8 Mrd. jedoch bereits mehr als das Doppelte als 2013. Unter dem Strich erzielte die Bank einen Gewinn von 1,4 Mrd. Euro (2013: minus 1,5 Mrd. Euro).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2015)

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