Conwert: Haselsteiner kritisiert "Ritter der eigenen Geldtasche"

Hans Peter Haselsteiner
Hans Peter Haselsteiner(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Einige Aktionäre halten das Übernahmeangebot der Deutsche Wohnen für zu niedrig. Haselsteiner will es annehmen– und übt scharfe Kritik.

Der Streit der Conwert-Großaktionäre spitzt sich nach dem Übernahmeangebot der Deutsche Wohnen AG für die österreichische Immobiliengesellschaft zu. Wie berichtet, bietet die Deutsche Wohnen AG 11,50 Euro pro Conwert-Aktie. Zu wenig, meinen etwa Petrus-Advisers-Gründer Klaus Umek (der Fonds hält 6,7 Prozent) und Alexander Proschofsky (seine Firma Cube Invest hält 1,5 Prozent). Hans Peter Haselsteiner (seine Stiftung hält 24 Prozent) will das Angebot hingegen annehmen.

Der gebotene Preis entspreche nicht dem fairen Wert, meint Proschofsky in einer Aussendung. „Mangelnde Immobilienfachkenntnis und ein inakzeptabler Umgang mit Aktionärsrechten durch den kontrollierenden Aktionär Haselsteiner und die von ihm entsandten Entscheidungsträger“ hätten die Conwert aber Potenzial gekostet.

Haselsteiner kontert

Mit Petrus Advisers hatte Haselsteiner einst kooperiert, seine Anteile waren bei dem Fonds gebündelt, dieser war somit Hauptaktionär. Dann zerstritt man sich; Haselsteiner hält seine Anteile seitdem über seine Stiftung und ist nun selbst Hauptaktionär. Im Jänner hat Umek in Inseraten das Conwert-Management sowie Conwert-Chef Clemens Schneider kritisiert, der als Vertrauensmann von Haselsteiner gilt. Die Immobilien würden zudem zu niedrig bewertet, das volle Wertpotenzial des Unternehmens werde nicht richtig dargestellt. Den Angebotspreis der Deutsche Wohnen AG hält Umek nun für zu niedrig, hier müsse ein Rechenfehler passiert sein.

Nun kontert Haselsteiner. Die Aktionäre seien gut beraten, sich nicht vor den Karren der Kritiker spannen zu lassen. „Sie sagen einmal dies und einmal jenes. Sie sind spekulativ unterwegs und wollen gern lästige Aktionäre und Ritter der Kleinaktionäre sein. In Wirklichkeit sind sie nur Ritter der eigenen Geldtasche.“ Er hält die 11,50 Euro für ein vernünftiges Angebot, zumal der Aktienkurs seit Jahren nicht mehr diesen Wert erreicht habe. „Das ist kein unfaires Angebot.“

Die Deutsche Wohnen will den Deal nur dann durchziehen, wenn sie mindestens 50 Prozent plus eine Aktie erhält. Die Aktie war am Montag, als das Angebot bekannt wurde, auf mehr als zwölf Euro hochgeschossen und lag auch am Dienstag meist darüber. Die Erste Group erhöhte das Kursziel von 9,4 auf 13 Euro. Sie geht davon aus, dass die Deutsche Wohnen die 50 Prozent erreichen wird. Deren Chef, Michael Zahn, hatte tags zuvor gemeint, dass er das Angebot nicht werde nachbessern müssen. „Die Investoren sind eben nicht bereit, den Buchwert (15 Euro, Anm.) zu zahlen, deswegen ist der Kurs dort, wo er ist.“

Haselsteiner hält über seine Stiftung 24 Prozent an der Conwert. Von 19 Prozent will er sich trennen. Fünf Prozent muss er aus aktienrechtlichen Gründen vorerst behalten, doch auch diesen Anteil will er mittelfristig verkaufen. In Summe dürfte er knapp positiv aussteigen. „Ich werde das Kapital plus eine angemessene Verzinsung zurückerhalten.“ Ideen, wie er das rückgeflossene Geld einsetzen will, hat er mehrere. „Vielleicht investiere ich es in die Westbahn.“

„Conwert ist zu klein“

Der Konflikt mit Petrus Advisers sei nicht der Hauptgrund für seinen Ausstieg aus der Conwert, betont Haselsteiner. Die Conwert verfüge seiner Meinung nach nicht über die Größe, um neben Konkurrenten wie Deutsche Annington oder Deutsche Wohnen bestehen zu können. „Die Investoren wenden sich lieber an den Marktführer.“ Die Conwert habe keine Perspektive, das aus eigener Kraft zu ändern, und sei damit bei der Deutsche Wohnen besser aufgehoben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2015)

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