CEO Peter Untersperger verlässt vorzeitig den Konzern. Sein Nachfolger Stefan Doboczky muss wieder auf Gewinnkurs kommen.
Lenzing/Wien. Eine Gewinnwarnung ist für einen Konzernchef so quasi das Letzte, was er sich wünscht. Dennoch musste Peter Untersperger vor zwei Wochen genau das tun: Der Chef des weltgrößten Viskosefaserherstellers Lenzing musste der Öffentlichkeit mitteilen, dass der Konzern im Vorjahr in die roten Zahlen gerutscht ist. Ein jähes Ende des in den vergangenen Jahren steilen Aufwärtstrends. Lenzing hat in den letzten 15 Jahren keinen Verlust gebaut.
Ob das der Grund dafür ist, dass Untersperger den Konzern vorzeitig verlässt, ist nicht bekannt. Jedenfalls sorgte Lenzing am Freitag mit dem überraschenden Wechsel an der Spitze für einen Knalleffekt: Untersperger legt „auf eigenen Wunsch“, wie es offiziell heißt, mit Ende Mai seine Funktion zurück. Die Aktie, die schon zuletzt im Minus tendierte, rutschte um mehr als 1,5 Prozent ab.
Die Führung übernimmt per 1. Juni Stefan Doboczky. Der gebürtige Kärntner und studierte Chemiker hat seit 1998 in unterschiedlichen Führungspositionen beim holländischen Chemie-Konzern Royal DSM gearbeitet. Derzeit verantwortet er dort als Vorstandsmitglied die strategische Neuausrichtung der globalen Pharma-Aktivitäten sowie die Wachstumsagenda in Asien.
Mit dieser Vita dürfte sich Doboczky für Lenzing in Position gebracht haben. Hanno Bästlein, der den Mehrheitsaktionär, die B&C Industrieholding, als Aufsichtsratsvize vertritt, meinte: „Mit seiner internationalen Industrie-Expertise, seiner fast zehnjährigen Managementerfahrung in Asien und seinem starken technischen Hintergrund ist Stefan Doboczky für uns die ideale Verstärkung des bestehenden Vorstandsteams, um die Lenzing Gruppe weiter Richtung Wachstum zu führen.“
Vor allem aber muss Doboczky den Turnaround schaffen und den Konzern wieder auf Gewinnkurs trimmen. Der infolge von Überkapazitäten in China anhaltende Verfall der Faserpreise hat Lenzing im Vorjahr zu hohen Abschreibungen in Indonesien und China gezwungen. Untersperger, der seit 2009 im Chefsessel sitzt, hat schon 2013 ein rigoroses Sparprogramm eingeleitet, das im vorigen Herbst drastisch verschärft worden ist. 850 Jobs wurden gestrichen, die Investitionen drastisch gestutzt und alle Expansionsprojekte gekappt.
Nach dem ebenfalls ungeplanten vorzeitigen Abgang von Finanzvorstand Thomas Winkler Ende 2013 verliert der Konzern nun einen weiteren Topmanager. (eid)
("Die Presse", Printausgabe vom 21.3.2015)