Deutscher Topmanager Rainer Seele wird neuer OMV-Chef

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ARCHIVBILD: WINTERSHALL-CHEF RAINER SEELEAPA/DPA/UWE ZUCCHI
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Er gilt als "guter Mann" und hat enge Kontakte zu Russland: Wintershall-Chef Rainer Seele wird Nachfolger von Gerhard Roiss.

Der deutsche Ölkonzern Wintershall scheint einen exzellenten Ruf zu haben: Im allgemeinen Rätselraten der vergangenen Wochen, wer denn Gerhard Roiss als OMV-Chef nachfolgen könnte, fielen etliche Namen – und bei vielen handelte es sich um Wintershall-Manager. Geworden ist es schlussendlich der Vorstandsvorsitzende von Wintershall: Der 55-jährige Deutsche Rainer Seele wird neuer OMV-Generaldirektor. Darauf haben sich die Aufsichtsräte der OMV am Freitagabend geeinigt. Seele folgt mit 1. Juli 2015 auf Gerhard Roiss nach, der nach einer Schlammschlacht frühzeitig gehen muss. Seele wurde für drei Jahre mit einer Verlängerungsoption um weitere zwei Jahre bestellt.

Seeles Bestellung sei "ein wichtiger Meilenstein für das Unternehmen", sagte OMV-Aufsichtsratschef Rudolf Kemler bei einer Pressekonferenz. Seele sei für die OMV "der ideale Kandidat gewesen mit einem punktgenauen Kompetenzprofil", sagte Kemler. Man habe in etwa einem halben Jahr rund 200 Manager geprüft.

Seele kündigte an, dass er mit seiner Familie seinen Lebensmittelpunkt nach Wien verlagern werde. Er ist deutscher Staatsbürger, verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Wer ist Seele?

Und wer ist Rainer Seele? Ein „guter Mann“, sagen Branchenexperten. Heißt: Wintershall geht es den marktgegebenen Umständen entsprechend gut. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte eingefahren. Rund 1,5 Milliarden Euro Gewinn gab es.

Dass sich Rainer Seele dennoch den OMV-Job „antut“, ist trotzdem nicht überraschend: Zwar ist die Leitung des österreichischen Unternehmens fraglos (politisch) herausfordernder, vermutlich aber auch prestigeträchtiger. Die OMV ist deutlich größer als Wintershall: 25.500 Mitarbeiter zählt die OMV, bei Wintershall sind es vergleichsweise bescheidene 2500. Über seine Pläne für die OMV wollte der designierte CEO noch nicht verraten. "Geben Sie mir noch ein bisschen Zeit bis zum 1. Juli, dass ich das auch mit meinen Vorstandskollegen diskutiere." Ein Ziel sei jedenfalls die Stärkung der Ertragskraft.

Und was hat die OMV von Rainer Seele? Durchaus brauchbare internationale Verbindungen: Rainer Seele ist beispielsweise Vorstandsvorsitzender des Numov, des Nah- und Mittelost Vereins. Dort ist übrigens der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder Ehrenvorsitzender. Der Numov unterstützt deutsche Unternehmen beim Auf- und Ausbau von Beziehungen im Nahmen und Mittleren Osten.
Seit März 2012 ist Rainer Seele außerdem Präsident der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer. Er hat gute und enge Kontakte zu Russland und zur Gazprom – und steht den Sanktionen gegen Russland aufgrund der Ukraine-Krise äußerst skeptisch gegenüber.
Außerdem ist Seele Honorarkonsul von Rumänien in Hessen.

Wenig über den Manager bekannt

Ansonsten ist über den Manager herzlich wenig bekannt. Porträts seiner Person sind in deutschen Zeitungen nicht zu finden. Was daran liegen kann, dass Seele als eher farblos gilt. Oder daran, dass er es bislang geschickt vermieden hat, ad personam in den Medien vorzukommen.
Sein Lebenslauf auf der Wintershall-Homepage offenbart, dass Rainer Seele an der Universität Göttingen Chemie studiert hat. 1987 kam er zum Chemie-Konzern BASF nach Ludwigshafen. 1996 übernahm er die strategische Planung bei der BASF-Tochter Wintershall, wo er 2002 Mitglied des Vorstands wurde. Im Oktober 2009 wurde ihm dort der Vorstandsvorsitz überantwortet.

Seele-Interviews in deutschen Zeitungen befassen sich ausschließlich mit dem Geschäftsverlauf von Wintershall – Persönliches oder gar Politisches kommt dort nicht vor.
Bis auf eine Ausnahme: Rainer Seele sprach sich vor rund eineinhalb Jahren für das umstrittene Fracking zur Gasförderung aus. Da wird er sich in Hinkunft zurückhalten müssen: In Österreich ist das Thema aus umweltpolitischen Gründen ein absolutes No-go.

APA

(Red.)

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