PayPal-Manager Kummer: „Da ist sehr viel Musik im Markt“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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PayPal-Senior Manager Business Development für Österreich und Schweiz Gero Kummer will österreichischen Kunden künftig die Rücksendekosten für ihre Online-Einkäufe bezahlen. Leicht macht er es ihnen aber nicht. Vor der Konkurrenz von Facebook, Google und Co. hat er keine Angst.

Die Presse: PayPal bietet neuerdings an, bei Online-Einkäufen die Kosten für Rücksendungen zu übernehmen. So ganz leicht machen Sie es den Kunden aber nicht: Sie müssen ein Formular ausfüllen, es werden nur maximal 25 Euro erstattet, und nach sechs Retouren pro Person ist Schluss. So sorgen Sie dafür, dass Sie nicht gerade überrannt werden. Ein Marketinggag?

Gero Kummer: Nein, so sehe ich das nicht. Das Formular ist notwendig, weil wir einen Beweis brauchen, dass die Ware tatsächlich gekauft und mit der Post zurückgeschickt wurde. Wir glauben, dass das Angebot in Österreich Sinn macht, weil kostenlose Retouren noch nicht Standard sind, wie zum Beispiel in Deutschland. Es gibt nur einige wenige große Händler, die das anbieten, wie Amazon oder Zalando. Aber Conrad oder Eduscho zum Beispiel nicht.


Wie profitiert PayPal davon?

Es geht uns darum, zu verhindern, dass jemand, der bei unseren Händlern bestellen will, wegen allfälliger Retourkosten abgeschreckt wird. Das ist einer der Hauptgründe für einen Kaufabbruch. Aber für jemanden, der 20 Paar Schuhe kauft und 20 Paar zurückschickt, ist der Service nicht gedacht.


Zahlen die Händler PayPal dafür?

Nein.

Was für ein Budget haben Sie für die Retouren-Rückzahlung vorgesehen?

Das sagen wir nicht.


Anders gefragt: Wie viele ausgefüllte Formulare erwarten Sie zu bekommen?

Auch das sagen wir nicht.


Der Markt für Bezahldienste ist heiß umkämpft. Ende des Jahres startet der Bezahldienst der deutschen Banken. Google, Facebook, Apple und Alibaba arbeiten an ihren eigenen Bezahldiensten. Macht Ihnen das Sorgen?

Also Sorgen nicht. Wir beobachten das aber ernsthaft, die Firmen sind durch ihre internationale Reichweite und die Kraft, mit der sie Produkte in den Markt drücken, sicher ernst zu nehmen.


Andererseits ist es nicht so leicht, eine Marke aufzubauen, der die Kunden eine Geldtransaktion anvertrauen.

Genau. Und ein Bezahldienst, obwohl das vielleicht trivial klingt, ist keine triviale Angelegenheit. Das erfordert einerseits Daten, also „analytische“ Erfahrung, und andererseits auch erfahrene Mitarbeiter, die zum Hörer greifen und mit den Kunden reden. Da reicht es nicht, nur ein cooles Logo oder einen guten Markennamen zu haben. Und es reicht nicht, nur die Händler auf seiner Seite zu haben oder nur die Kunden, es braucht immer beide Seiten.

Was glauben Sie, wie sich der Bereich Finanzdienstleistungen weiterentwickeln wird?

Also meine persönliche Einschätzung ist, dass da sehr viel Musik in dem Markt ist. Da gibt es teilweise brillante Ideen.


Zum Beispiel?

Zum Beispiel, dass das klassische Bankmodell online neu gedacht wird, egal, ob es sich um Kredite, Überweisungen oder auch Investments handelt. Dass es da völlig transparente Plattformen gibt, wo man sein Investmentbanking oder seine Anlagestrategien nachverfolgen kann. Das ist schon ziemlich revolutionär.


Es drängen zur Zeit viele Finanz-Start-ups auf den Markt. Baut sich da eine Blase auf?

Dass der Markt sich konsolidieren wird, ist klar. Aber das ist auch ganz normal. In diesem Geschäft braucht es einen langen Atem.


Ist der Bereich Banking auch für PayPal interessant?

Wir haben eine Vollbanklizenz, eine luxemburgische Banklizenz. Das heißt, wir könnten auch Filialen eröffnen und Geldautomaten aufstellen. Das haben wir aber nicht vor. Unsere DNA ist sehr stark am Handel dran, und darauf liegt auch weiter der Fokus.


Amazon bietet PayPal nicht an. Das dürfte daran liegen, dass PayPal bisher im Besitz von Amazon-Konkurrent eBay war. Jetzt wurde aber gerade entschieden, PayPal auszugliedern. Wird Amazon dann auch bald zu den PayPal-Kunden gehören?

Das müssen Sie Amazon fragen.


Die Auswirkungen der Trennung von eBay und PayPal dürften auch nach Deutschland und Österreich herüberwehen. Welche Vorteile ergeben sich dadurch aus Ihrer Sicht für PayPal?

Dazu darf ich mich nicht äußern. Der Trennungsprozess ist noch voll im Gange.


Wie ticken österreichische Händler im Vergleich zu den USA, wo PayPal gegründet wurde?

Große internationale Trends, wie „mobile“, finden auch in Österreich statt. Aber die Amerikaner sind sicher experimentier- und risikofreudiger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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