Der Machtkampf bei Volkswagen

(c) EPA (KAY NIETFELD)
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VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch will Konzernchef Martin Winterkorn absägen. Doch dieser weiß das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmer hinter sich.

Berlin/Frankfurt. VW-Chef Martin Winterkorn will sich im Machtkampf bei Volkswagen mit dem Firmenpatriarchen, Ferdinand Piëch, nicht geschlagen geben. „Winterkorn wird nicht aufgeben, er wird weitermachen“, sagte ein Unternehmensinsider am Wochenende der Nachrichtenagentur Reuters. „Winterkorn hat starke Verbündete– Niedersachsen und den Betriebsrat.“

Beide hatten sich am Freitag demonstrativ hinter den 67-Jährigen gestellt, der den größten Autohersteller Europas mit 600.000 Beschäftigten seit 2007 führt. Zusammen verfügen das Land und die Arbeitnehmervertreter über die Mehrheit im Aufsichtsrat.

"Piëch gewinnt diesen Machtkampf"

Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer hingegen sieht die Tage von Martin Winterkorn als VW-Vorstandschef gezählt. Winterkorn jedenfalls kaum noch Freunde im VW-Vorstand haben, sagte er der "Passauer Neuen Presse". Piëch werde auch diesen Machtkampf gewinnen, so Dudenhöffer. 

Aufsichtsratschef Piëch hatte zum „Spiegel“ gesagt: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Angesichts der Macht- und Eigentumsverhältnisse– die Familie von Porsche-Enkel Piëch ist vor Niedersachsen größter Aktionär– kommt dies einer öffentlichen Demontage Winterkorns gleich. Er hatte sich Hoffnungen gemacht, Piëch nach dessen Abgang 2017 als Aufsichtsratschef zu beerben. Nach den überraschenden Äußerungen Piëchs erscheint nicht nur das fraglich, sondern auch, ob Winterkorn seinen bis Ende 2016 laufenden Vertrag überhaupt erfüllen wird.

Kritik an Winterkorn

Geht es nach den Arbeitnehmern, soll Winterkorns Vertrag über 2016 hinaus verlängert werden. Auch Niedersachsen stärkte Winterkorn den Rücken. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) griff Piëch an: Man sollte nicht den erfolgreichen VW-Konzern durch öffentliche Aussagen in eine schwierige Situation bringen, sagte er. Er sehe der Ankündigung Piëchs „auch aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Aufsichtsrat“ gelassen entgegen.

Die Familien Piëch und Porsche besitzen zwar über die von ihnen kontrollierte PorscheSE die Mehrheit von 51 Prozent der VW-Aktien, stellen allerdings nur fünf der 20 Mitglieder des Aufsichtsrats. Das Land Niedersachsen, ohne das wegen seiner Sperrminorität beim Zwölf-Markenkonzern Volkswagen gar nichts geht, entsendet zwei Vertreter in den Aufsichtsrat, die Arbeitnehmerseite zehn.

Die Porsche-Familie wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern. Dem „Spiegel“-Bericht zufolge wirft Piëchs Bruder Hans Michel, der ebenfalls im VW-Aufsichtsrat sitzt, Winterkorn Versäumnisse vor: Dieser habe etwa die Probleme im US-Geschäft bislang nicht in den Griff bekommen. Spekulationen, er könne seine Ehefrau, Ursula Piëch, zu seiner Nachfolgerin küren, hat Piëch eine Absage erteilt. Er machte erneut seine Ansicht klar, dass die Chefposten in Vorstand und Aufsichtsrat bei VW von Technikern besetzt werden müssten. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2015)

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