Österreichs Wirtschaft hinkt auch heuer Europa hinterher

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Mit 1,1 Prozent Wachstum für 2015 sieht eine Studie von Ernst & Young die heimische Konjunktur deutlich hinter dem EU-Durchschnitt. Erst 2016 soll sie anziehen.

Die Österreicher müssen auf den ersehnten Wirtschaftsaufschwung noch weiter warten. Nun bestätigt auch das Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) trübe Aussichten für Österreichs Wirtschaft in laufenden Jahr. Das Wachstum werde im laufenden Jahr hinter dem europäischen Durchschnitt zurückbleiben, so EY. Die heimische Wirtschaft werde 2015 um 1,1 Prozent wachsen, der Euroraum dagegen um 1,5 Prozent. Österreichs BIP legte bereits 2014 nur um bescheidene 0,3 Prozent zu, gegenüber 1,3 Prozent der EU. Auch die EU-Kommission hatte im Februar  Österreichs Wirtschaftswachstum für 2015 auf lediglich 0,8 Prozent reduziert. Das ist der viertschlechteste Platz hinter Kroatien, Zypern und Italien.

Erst 2016 sollte sich die Erholung hierzulande merkbar fortsetzen. Dann sollte Österreichs Wirtschaft um 2,1 Prozent und damit wieder deutlich stärker als der Schnitt in der Eurozone wachsen. Im Euroraum werden dann 1,8 Prozent Wachstum erwartet. Auch langfristig soll die heimische Konjunktur anziehen. Die Begründung dieser positive Einschätzung: "Das liegt daran, dass der Außenhandel wieder stärker Fuß fasst und der Konsum im Inland, der traditionellerweise stabilisierend auf das Wirtschaftswachstum wirkt, deutlich anzieht", so Helmut Maukner, Country Managing Partner von EY Österreich am Montag in einer Presseaussendung.

Ölpreis und Euro als Treiber

Der Wirtschaft Schwung verleihen vor allem der niedrige Ölpreis und der gesunkene Eurokurs. Die Arbeitslosigkeit werde europaweit spürbar sinken, Österreich werde seinen zweiten Platz hinter Deutschland verteidigen können.

Der Grund für das schwache Wirtschaftswachstum in Österreich sei die starke Spezialisierung des heimischen Exports auf Investitionsgüter und die Konzentration des Außenhandels auf die Eurozone, so Maukner. Für die meisten Euro-Länder gehe es wirtschaftlich zwar bergauf, aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage seien sie aber weiterhin zurückhaltend bei Investitionen. Das führe zu einer schwachen Auslandsnachfrage nach österreichischen Exporten. Darüber hinaus seien die aktuellen Rahmenbedingungen einfach nicht geeignet, um Euphorie in der heimischen Wirtschaft zu entfachen.

Irland und Litauen wachsen am stärksten

Bei der Arbeitslosigkeit dürfte Österreich mit voraussichtlich 5,1 Prozent in den nächsten beiden Jahren auf dem zweiten Platz hinter Deutschland bleiben. Bis 2019 soll die Arbeitslosenquote auf 4,6 Prozent zurückgehen. Nur Deutschland wird auch in den kommenden Jahren vor Österreich gesehen. Laut Prognose wird die Quote dort heuer und im nächsten Jahr bei 4,9 Prozent liegen und sich bis 2019 sogar noch auf 4,5 Prozent verringern.

Fast alle Länder der Eurozone wachsen laut EY in diesem Jahr stärker als 2014. Vor allem mit der deutschen Wirtschaft gehe es inzwischen wieder mit großen Schritten voran. Sie soll im laufenden Jahr um 2,2 Prozent und im kommenden Jahr um 2,0 Prozent wachsen. Mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 3,4 Prozent legen Irland und Litauen voraussichtlich am stärksten zu. Auch Spaniens Wirtschaft wird mit erwarteten 2,4 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone wachsen. Sorgenkind bleibt Italien mit einem Wachstum von gerade einmal 0,3 Prozent. Einziges Land mit schrumpfender Wirtschaft ist dem Ausblick zufolge Zypern, wo das BIP voraussichtlich um 0,4 Prozent zurückgehen wird.

Heimische Privatkonsum schwächelt

Gestützt werde das Wachstum in der Eurozone vor allem durch den starken privaten Konsum, der 2015 eurozonenweit um 1,6 Prozent zulegen soll. Österreich liege mit einem Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Zusätzlich profitiere die Wirtschaft der Eurozone vom Wachstum der US-Wirtschaft, die im Jahr 2015 überdurchschnittlich stark - um 3,1 Prozent - zulegen sollte. Die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum hat EY insbesondere vor dem Hintergrund weltweit gesunkener Energiepreise im Vergleich zu Dezember 2014 von 2,6 auf 2,8 Prozent heraufgesetzt.

EY geht davon aus, dass der Eurokurs und der Ölpreis vorläufig auf relativ niedrigem Niveau verharren werden. Der Eurokurs werde im Jahresdurchschnitt bei 1,07 US-Dollar liegen, um 2016 sogar noch weiter auf 1,01 US-Dollar fallen. Dadurch werden die Ausfuhren aus der Eurozone in diesem Jahr um 4,0 Prozent steigen, im kommenden Jahr sogar um 4,5 Prozent. "Die positiven Effekte des niedrigen Eurokurses und des gesunkenen Ölpreises können sogar die negativen Auswirkungen der politischen Krisen auf die europäische Wirtschaft mehr als ausgleichen", so Maukner.

Die EY-Studie erscheint vierteljährlich und wird gemeinsam mit dem britischen Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics erstellt.

(APA)

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