Initiative: Traum vom „Land der Gründer“

(c) BilderBox
  • Drucken

Österreich solle ein „Gründerland“ werden, fordert die ÖVP. Denn die Hebel dafür hätte sie auch selbst in der Hand.

Wien. Es ist nicht so, dass Österreicher nicht unternehmungslustig wären. Knapp 30.000 Menschen versuchen es im Schnitt jedes Jahr hierzulande mit einer eigenen Firma. Doch das dritte Jahr überleben nur zwei von drei. Zu wenige Geldquellen, zu hohe Abgaben und zu viel Bürokratie seien schuld daran, so das Mantra der Branche seit Jahren.

All das soll jetzt weg, verspricht Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP). Zunächst lieferte er am gestrigen Donnerstag vor allem ein neues Schlagwort: die „Gründerland-Strategie“. Die Liste von 40 Maßnahmen, die demnach sinnvoll wären, liest sich auch gut. Umgesetzt hat die Regierung davon freilich noch wenig – was Mahrer selbst verwunderte. So sollen Gründer, die ihren ersten Mitarbeiter einstellen, für diesen zu Beginn keine Lohnnebenkosten zahlen müssen, wie der Politiker fordert.

100.000 Arbeitsplätze bis 2020

„Ich bin fast erstaunt, dass wir das noch nicht gemacht haben“, sagte Mahrer. Schließlich verliere der Staat kein Geld, weil der Arbeitsplatz neu geschaffen werde. Rund 100.000 Arbeitsplätze könnten Start-ups nach seiner Rechnung bis 2020 in Österreich schaffen. Bereits auf den Weg gebracht wurde die Beseitigung gesetzlicher Hürden für Crowdfunding als etablierte Finanzierungsquelle für Jungunternehmer. Derzeit ist das Gesetz in Begutachtung.

Kein Geld für ersten Wachstumsschub

In der Gründerszene zeigte man sich von der Initiative angetan: „Das ist das Beste, was der Szene in unserem Land passieren konnte“, meinte Daniel Keiper-Knorr vom Risikokapital-Fonds Speedinvest. Es sei aber noch ein langer Weg zu gehen. Der Mangel an Risikokapital sei derzeit in seinen Augen mit Sicherheit nicht das Problem. Speedinvest hat kürzlich 58 Mio. Euro von Investoren eingesammelt, bis zum Herbst könnte die Summe noch um 15 bis 20 Mio. Euro steigen, schätzt er. Bis zum Sommer sollen aus dem neuen Topf die ersten zwei Millionen Euro in vier Start-ups investiert werden.

Heikel sei in Österreich jedoch nicht nur die Geburt eines Unternehmens, warnen Experten. „Wichtig ist nach der Gründungsphase auch die Wachstums- und Expansionsphase, hier kommen Private Equity und Venture Capital ins Spiel“, sagte Jürgen Marchart vom Branchenverband Avco. Derzeit fließe über Förderungen oder private Geldgeber viel Geld in Start-ups. Der erste teurere Expansionsschritt sei hingegen schwer zu finanzieren.  (APA/auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.