Hypo: In drei bis fünf Jahren soll Heta Geschichte sein

NEUER HETA-VORSTANDSCHEF SEBASTIAN VON SCHOENAICH-CAROLATH
NEUER HETA-VORSTANDSCHEF SEBASTIAN VON SCHOENAICH-CAROLATH(c) APA
  • Drucken

Der neue Chef will das Institut rasch abwickeln. Die auf Ende Mai verschobene Bilanz für 2014 soll bereits eine „grundsätzliche Vorstellung“ enthalten, wie Abbau – und somit auch Schuldenschnitt – aussehen.

Wien. Erst seit einer Woche ist der deutsche Bankmanager Sebastian Schoenaich-Carolath in seiner Funktion als neuer Chef der Bad Bank der Hypo Alpe Adria (Heta) im Amt, und schon ist er mit der ersten Klage eines Investors konfrontiert. So kündigte die deutsche Landesbank NordLB am Dienstag an, 380 Mio. Euro, die sie in Anleihen der Hypo investiert hatte, vor Gericht einklagen zu wollen. Die NordLB ist dabei nicht der erste Gläubiger der Heta, der den Rechtsweg beschreiten will, die NRW Bank hat ebenfalls bereits auf 275 Mio. Euro geklagt. Sie dürfte auch nicht der Letzte sein.

Es ist also anzunehmen, dass der juristische und auch politische Druck auf die Heta vor allem aus Deutschland noch steigen wird. Dennoch zeigte sich Schoenaich-Carolath in seinem ersten Auftritt vor heimischen Journalisten Montagabend darüber „beeindruckt“, wie in jüngster Zeit hierzulande mit dem Problem Hypo umgegangen wurde. Das Schuldenmoratorium bis Ende Mai des kommenden Jahres sei richtig gewesen, weil die Bank die Zeit brauche, um genau festzustellen, wie viel ihre Assets wert seien. Die für Ende April 2016 geplante Bilanz für das Jahr 2015 wird daher auch die Basis für den Schuldenschnitt sein, den die Finanzmarktaufsicht den Gläubigern per Bescheid mitteilen wird.

Schuldenschnitt bei 46 Prozent?

Wie hoch dieser Schnitt ausfallen wird, dürfte aber schon relativ genau aus der Bilanz 2014 herausgelesen werden können. Diese hätte eigentlich gestern, Dienstag, veröffentlicht werden sollen. Sie wurde aber auf Ende Mai verschoben, weil es bei der Bewertung der Assets noch einigen Rechenbedarf gegeben habe, so Schoenaich-Carolath. Große substanzielle Unterschiede bei der Bewertung von Assets erwartet er zwischen den Bilanzen 2014 und 2015 nicht. Zudem müsse in dem aktuellen Zahlenwerk auch „bereits eine grundsätzliche Vorstellung enthalten sein, wie man den Abbau vollzieht“.

Inhaltliche Angaben zur Hypo-Bilanz wollte der neue Hypo-Chef am Montagabend naturgemäß noch nicht abgeben. Allerdings nannte die Statistik Austria bei ihrer Bilanz der öffentlichen Finanzen für das Jahr 2014 jüngst die Zahl von 4,6 Mrd. Euro als „realistischstes Szenario“ für das Heta-Finanzloch. Eine Zahl, die auch von Bundeskanzler Werner Faymann bereits im Parlament genannt wurde. Angesichts ausständiger Anleihen in Höhe von rund zehn Mrd. Euro entspräche dies einem notwendigen Schnitt bei den Schulden in Höhe von 46 Prozent. Allerdings erklärte die FMA in der Vergangenheit mehrmals, dass die ausständigen Anleihen je nach Seniorität in der Haftungskaskade unterschiedlich hoch geschnitten würden.

Die Festlegung des Schnitts und der Umgang mit den Gläubigern ist für Schoenaich-Carolath aber ohnehin Aufgabe der FMA, die per Anfang März per Bescheid die Kontrolle bei der Heta übernommen hat. Er sieht seine Aufgabe primär darin, für eine rasche und sinnvolle Verwertung der Assets zu sorgen. Dabei will er auch wesentlich schneller vorgehen, als es bislang angedacht war. „In der Regel erfolgt so ein Abbau in drei bis fünf Jahren“, so Schoenaich-Carolath. Dass eine zu hohe Geschwindigkeit beim Abverkauf der Immobilien und notleidenden Kredite zu geringeren Preisen führt, befürchtet der Manager dabei nicht. Im Gegenteil: „Solche Assets werden nicht besser, wenn man sie liegen lässt“. Die Hoffnung, dass in einigen Jahren die wirtschaftliche Lage auf dem Balkan– wo sich ein Großteil der Assets befindet – besser werde, sei blanke Spekulation. Zudem sei die Konkurrenz groß: Allein heuer würden laut einer Studie der Beratungsfirma PwC in Europa faule Kredite im Ausmaß von 100 Mrd. Euro auf den Markt kommen.

Entscheidend sei daher, die Mitarbeiter der Heta ausreichend zu motivieren. Diese wüssten nämlich, dass sie, je besser sie ihren Job machen, diesen auch schneller verlieren würden. Der Abbau der nach der Abspaltung des Südosteuropanetzwerks verbleibenden 435 Mitarbeiter soll dabei parallel zum Abbau des Portfolios erfolgen.

Weniger Beratungskosten für Heta

Eine deutliche Reduktion plant Schoenaich-Carolath auch bei den Rechts- und Beratungskosten, die in den vergangenen vier Jahren 250 Mio. Euro betragen haben. Man müsse nicht jedem Einzelfall mit großem juristischen Aufwand nachgehen. Künftig solle genauer geprüft werden, ob der Nutzen dem Aufwand auch entspricht. Dennoch wird die Heta auch in Zukunft Berater in Anspruch nehmen müssen, da es viele Themen gebe, die parallel bearbeitet werden müssen.

Schoenaich-Carolath hat vorerst einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Er erhält dabei auch nur ein Fixum und hat keine variablen Gehaltsbestandteile. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.