Österreichs IT-Exporte boomen

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Bei Technologieexporten hängt Österreich Länder wie Finnland, Deutschland und Japan ab. Die Leistungsbilanz 2014 wurde von der guten Tourismusentwicklung gerettet.

Wien. Manche sprechen schon von einem „zweiten Indien“. Das sei wohl ein wenig übertrieben, meinte eine Mitarbeiterin der Statistikabteilung der Österreichischen Nationalbank (OeNB). „Aber die Entwicklung ist auf jeden Fall beeindruckend.“ Bei der technologischen Zahlungsbilanz, also beim Austausch von IT-Know-how, hängt Österreich schon jetzt Länder wie Finnland und Japan ab. Und der Bereich wird in den kommenden Jahren weiter wachsen.

Konkret beliefen sich die Einnahmen aus dem Transfer von technologiebezogenem Know-how im vergangenen Jahr auf knapp zehn Milliarden Euro. Das ist mehr, als die Summe der Waren, die Österreich nach Italien exportiert hat (7,9 Mrd. Euro) und mehr als ein Viertel der Güterexporte nach Deutschland (36,9 Mrd. Euro). Seit 2006 wuchs der Technologiebereich pro Jahr im Schnitt um sieben Prozent. Dominiert wird er von großen Firmen, die beispielsweise im Autozulieferbereich tätig sind.

Mit den Importen gegengerechnet blieb 2014 in der Technologiebilanz ein Überschuss von 3,8 Milliarden Euro, das sind im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt 1,1 Prozent – und damit mehr, als Ländern wie Finnland, Deutschland oder auch Japan geblieben ist.

Insgesamt erzielte die Leistungsbilanz, die die OeNB am Freitag präsentierte, 2014 trotz des geringen Wachstums wieder einen Überschuss. Mit 2,6 Mrd. Euro (etwa ein Prozent des BIPs) fiel er aber geringer aus als 2013 (3,1 Mrd. Euro). Vor dem Ausbruch der Krise betrug das Leistungsbilanzplus im Jahr 2008 noch 13,2 Mrd. Euro.

Im Güterbereich kletterte das Defizit auf 2,3 Mrd. Euro (Exporten in der Höhe von 123,7 Mrd. Euro standen Importe von 126,1 Mrd. Euro gegenüber). Die Exportquote fiel auf 37,5 Prozent und damit auf das Niveau von 2010 zurück.

(c) Die Presse

Gerettet hat die Zahlungsbilanz einmal mehr der Tourismus: Die Reiseverkehrsbilanz erreichte mit 7,4 Mrd. Euro die zweithöchsten Nettoeinnahmen. Ausländische Gäste gaben 2014 in Österreich 15,5 Mrd. Euro aus, österreichische Urlauber im Ausland 8,1 Mrd. Euro. Mehr als die Hälfte der 131,9 Millionen Nächtigungen können Tirol und Salzburg verzeichnen, an dritter Stelle liegt Wien mit einem Anteil von 11,5 Prozent. Der große Verlierer auch im Tourismus war das Bundesland Kärnten, dessen Marktanteil von mehr als zwölf auf weniger als acht Prozent gesunken ist. Die Anzahl der deutschen Gäste ging insgesamt zurück (–2,6 Prozent), dafür kamen mehr Gäste aus den USA, Polen und China.

Geld aus Ausland abgezogen

Interessant in der Untersuchung ist die Entwicklung bei den Auslandsinvestments. Erstmals haben österreichische Investoren 2014 mehr Eigenkapital aus dem Ausland abgezogen als hineingesteckt. Und in bestehende oder neue Auslandsbeteiligungen wurde mit 5,8 Mrd. Euro so wenig investiert wie seit 2001 nicht. Ausländische Geldgeber investierten ihrerseits 3,5 Mrd. Euro in österreichische Unternehmen.

Kritisch äußerte sich Nationalbank-Vizegouverneur Andreas Itter zur Exportwirtschaft. Hier bedürfe es großer Innovationen, „das sehe ich aber nicht ausreichend“. Die Zinslandschaft sei günstig, dennoch würden die Investitionen nicht anspringen. Sollte sich das nicht ändern, könnte die Leistungsbilanz länger nicht in einen positiven Trend umschwenken. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2015)

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