Anwalt über Alpine-Anleihen: "Hatten bei Bawag Junk-Status"

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THEMENBILD: BAUKONZERN ALPINEAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der Bond hatte bankintern ein Rating von 5,0 auf achtstufiger Skala, sagte eine Bankmitarbeiterin als Zeugin. Der Bawag-Anwalt betreitet eine spekulative Einstufung.

Für Alpine-Anleger, die mit Anleihen des pleitegegangenen Baukonzerns Geld verloren und deswegen Banken verklagt haben, gibt es einen Hoffnungsschimmer. In einem Prozess gegen die Bawag habe eine Bankmitarbeiterin offengelegt, dass die Alpine-Bonds bei der Bawag intern Junk-Status hatten, so ein Anlegervertreter. Die Bank dementiert.

Ein Anleger wollte seine 2010 und 2012 erworbenen Alpine-Anleihen (30.000 und 150.000 Euro) drei Wochen nach dem zweiten Kauf für einen Kredit bei der Bawag als Sicherheit einsetzen. Die Bawag hat das abgelehnt und ihm mitgeteilt, dass der Belehnwert der Anleihen bei null liege, so der Rechtsvertreter des Anlegers, Michael Poduschka.

Anleihe 2012 unter "Investment Grade"

Dazu habe gestern am Gericht eine Bawag-Mitarbeiterin als Zeugin Erhellendes zutage gefördert: Sie habe den Belehnwert mit dem internen Rating der Alpine-Bonds bei der Bawag erklärt. Die Bank habe acht Stufen, 1 sei die beste Note, 8 die schlechteste. Ab einem Wert von 4,3 werde der Belehnwert mit null eingestuft, wobei 4,3 dem Moody's-Rating Baa3 entspreche, so die Zeugin laut Anlegervertreter. Bei der internationalen Ratingagentur Moody's ist Baa3 die letzte Stufe, auf der eine Anlage noch als "Investment Grade" gilt, alles darunter ist "spekulativ".

Die Bawag habe 2012 die Alpine-Anleihe mit 5,0 bewertet, die Jahre davor schlechter als 4,3, sagte die Zeugin Poduschka zufolge. "Ein Junk-Bond, der nicht zum Investment geeignet ist, wird logischerweise von einer Bank auch als Sicherheit nicht akzeptiert", meinte der Anwalt. Er sieht in der Aussage der Bankmitarbeiterin einen "Durchbruch".

Bawag-Anwalt: "Als Junk denkunmöglich"

Bei der Bawag, die eine von zwei Emissionsbanken bei den Alpine-Anleihen 2010 und 2012 war und bei dem Bond aus dem Jahr 2011 laut Poduschka emissionsbegleitend, indes sieht man die Sache anders. "Junk-Status hatten die Alpine-Anleihen auf gar keinen Fall. Das hat die Zeugin mehrmals gesagt. Sie hat gesagt, die Anleihe war im Mittelfeld", so ein Bawag-Jurist, der bei der Verhandlung ebenfalls anwesend war. Anwalt Markus Fellner, der die Bawag vertritt, sagte, der Bond sei "eine Stufe unter Investment-Grade" bewertet worden. "Da ist die Ausfallswahrscheinlichkeit 1,2 Prozent. Es ist denkunmöglich, dass das Junk ist."

Von der Alpine-Insolvenz sind rund 7.000 Privatanleger betroffen, die von 2010 bis 2012 drei Anleihen der Alpine Holding in Höhe von insgesamt 290 Mio. Euro gezeichnet haben.

(APA)

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