Catering: Do&Co kratzt an der Umsatzmilliarde

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Der Konzern zahlt wegen des deutlichen Gewinnanstiegs eine Sonderdividende und rüstet sich für die nächste Fußball-Europameisterschaft in Frankreich.

Wien. Andere Konzernchefs würden angesichts eines 35-prozentigen Gewinnsprungs und überquellender Auftragsbücher ins Schwärmen geraten. Nicht so Attila Dogudan. Für den Do&Co-Chef, seit jeher ein Meister des Understatements, ist das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte – „das ist die Teamarbeit unserer 8700 Mitarbeiter“ schon Geschichte. Und die auf 1,20 Euro (85 Cent plus 35 Cent Bonus) gestiegene Dividende erwähnt er nur nebenbei, obwohl er selbst als Großaktionär kräftig kassiert.

Dogudan denkt schon über die nächsten – und übernächsten Großprojekte nach. Dazu gehört, abgesehen von dem Luxus-Hotel mit Restaurant in Istanbul, das in Etappen zum Jahreswechsel 2015/16 eröffnet wird, vor allem das unternehmenseigene Ausbildungszentrum in Wien. Auf einer Fläche von rund 4000 Quadratmetern in der Akademiestraße in der Wiener Innenstadt sollen ab Winter berufsbegleitende Fortbildungen angeboten werden – für Controller ebenso wie für Köche. Lehrer werden er selbst und seine Vorstandskollegen sowie Ausbildungsprofis sein. Für Mitarbeiter von außerhalb baut Dogudan ein Hotel.

„Unsere Prämisse ist Top-Qualität beim Airline- wie beim Event-Catering – und dafür brauchen wir Top-Personal“, begründet Dogudan die Überlegungen. Derzeit kocht Do&Co in 28 Küchen weltweit und betreut 60 Fluglinien sowie Sportevents vom Formel 1 Grand Prix über Tennisturniere bis zu Fußballturnieren. Allein in Wien werden täglich 40.000 bis 50.000 Gerichte frisch gekocht, in Istanbul (ein Joint Venture mit Turkish Airlines) sind es im Schnitt 160.000 bis 170.000.

Das nächste Großereignis steht unmittelbar bevor: Beim Champions-League-Finale in Berlin am Samstag betreut Do&Co 14.000 VIP-Gäste – „das ist die bisher größte Einzelveranstaltung für uns“, so Dogudan.

Der Fußball-Schlager ist freilich nur die Generalprobe für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich, die alle Dimensionen sprengen wird. Mehr Mannschaften, mehr Spiele und mit bis zu 200.000 VIPs mehr Promigäste denn je (die „Presse“ berichtete am 22. Oktober 2014). Die Tür ins Mutterland der Gourmets öffnete der Traditions-Traiteur Hediard, den Do&Co im Vorjahr aus der Insolvenz übernommen hat. Derzeit wird das Stammhaus auf der Place de la Madeleine umgebaut, in Summe werden in den Neustart rund 30 Mio. Euro investiert. Mit Hediard plant Dogudan Ähnliches wie mit der Hofzuckerbäckerei Demel: Die Produkte sollen weltweit – auch in Flugzeugen und Airport-Lounges – verkauft werden.

Auch Fußball-WM?

Mit der vierten „Euro“ hat Do&Co so viel Expertise erworben, dass man auch eine Fußball-WM versorgen könnte. Die nächsten in Russland und Katar fänden jedenfalls in nahen Regionen statt. Man sei noch nicht gefragt worden, eine Entscheidung müsse heuer fallen.

Nach Investitionen von 188 Mio. Euro im Vorjahr, wovon allein 112 Mio. Euro auf den Kauf des Haas-Hauses in Wien fielen, wo das Stamm-Restaurant und das Do&Co-Hotel untergebracht sind, sollen heuer rund 100 Mio. Euro in den Ausbau bestehender Standorte gesteckt werden. Dazu kommen neue Großküchen in Chicago und Seoul, weite Henry-Imbisse und Nespresso-Cafés (Do&Co schloss kürzlich ein Joint Venture mit der Kapselfirma).

Ohne Zukäufe wird Do&Co die Milliarden-Umsatzmarke 2016/17 erreichen. Die Euro allein soll rund 80 Mio. Euro bringen. Im laufenden Geschäftsjahr wird der Umsatz wachsen, wobei die Marge noch wichtiger ist. Erfreuliches Detail: Das ÖBB-Catering Henry im Zug, bisher Sorgenkind, hat keinen Verlust mehr geschrieben. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2015)

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