Insiderhandel: Das Protokoll des 1,4-Mrd.-Blitzdeals der OMV

(c) AP (Lilli Strauss)
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Ruttenstorfer wehrt sich gegen Verdacht des Insiderhandels. Er habe vom MOL-Verkauf nichts gewusst.

Wien (mac). 620.000 Euro hat OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer am 23. März für Aktien seines Konzerns ausgegeben. Nur wenige Tage später verkaufte die OMV ihre MOL-Anteile an die russische Surgutneftegaz. Der Aktienkurs der OMV ging erwartungsgemäß in die Höhe.

Seitdem ermittelt die Finanzmarktaufsicht wegen des Verdachts des Insiderhandels und der Marktmanipulation gegen den Chef des heimischen Ölkonzerns (es gilt die Unschuldsvermutung). Nicht aus Spekulationszwecken, sondern quasi auf Beschluss des Aufsichtsrats habe er die Aktien gekauft, beteuert Ruttenstorfer am Mittwoch.

Der Aufsichtsrat hatte an 23.März beschlossen, ab 2009 keine Aktienoptionen mehr zu vergeben und Managern stattdessen ein Incentive-Programm über drei Jahre anzubieten. Voraussetzung zur Teilnahme war aber, selbst OMV-Aktien zu halten. Ruttenstorfer orderte prompt die 26.500 OMV-Aktien, die ihm zur geforderten Mindestbeteiligung von 800.000 Euro gefehlt haben.

48 Stunden für 1,4 Mrd. Euro

Vom Verkauf der MOL-Anteile an die Russen habe er am 23. März nichts gewusst, betont Ruttenstorfer auch in seiner Sachverhaltsdarstellung an die FMA und legt ein „Protokoll des Blitzdeals“ vor: Am Opec-Gipfel Mitte März habe es erste Kontakte mit Surgutneftegaz gegeben. Am 18.März schloss der OMV-Chef den baldigen Verkauf der MOL-Anteile in einem Interview aus. Am 23. kaufte er OMV-Aktien zu. Drei Tage später gab es erste, ergebnislose Verhandlungen mit den Russen, die den geforderten Buchwert der Papiere nicht bezahlen wollten. Tags darauf meldete der OMV-Chef seinem Aufsichtsrat das Platzen des Deals.

Doch dann kam die Blitztransaktion überraschend in Gang. Samstags gaben die Russen ihre Preisvorstellungen auf. Sonntagnacht war das Geschäft besiegelt. Kaum 48 Stunden für einen 1,4 Mrd. Euro schweren Deal. Laut OMV keine Seltenheit. Seit Sommer sei klar gewesen, für welchen Preis die OMV verkaufen wolle. Die Russen waren nahe dran, also habe man zugeschlagen. Der OMV brachte das Geschäft letztlich 37 Mio. Verlust.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2009)

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