Väter gehen immer kürzer in Karenz

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Themenbild(c) Clemens Fabry
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Die Zahl der in Karenz gehenden Väter hat sich zwar verdoppelt, die Dauer wird aber immer kürzer.

Wien. In Österreich gehen mehr Väter in Karenz, allerdings immer kürzer. Der Anteil der Männer, die Kinderbetreuungsgeld erhalten haben, hat sich seit 2006 von acht Prozent auf 17 Prozent mehr als verdoppelt. Doch dieser Anstieg ist differenziert zu betrachten. Denn die Zeit, in der Väter ihre Berufstätigkeit unterbrechen, wird kürzer. Im Jahr 2006 gingen in Österreich 1083 Väter in Karenz. Damals unterbrach der Großteil (555 Männer) die Berufstätigkeit für mehr als sechs Monate. 459 Väter waren drei bis sechs Monate lang in Karenz. Nur 69 Väter kümmerten sich weniger als drei Monate um die Kinder.

Mittlerweile hat sich das Verhältnis komplett geändert. Den zuletzt verfügbaren Zahlen zufolge gingen in einem Jahr 3755 Väter in Karenz. Doch der Großteil (2844 Männer) wählte die kürzeste Karenzzeit mit bis zu drei Monaten. 649 Väter waren drei bis sechs Monate lang bei ihren Kindern, nur 262 Väter unterbrachen den Job für mehr als sechs Monate.

Das bedeutet, dass sich Männer derzeit an der kürzestmöglichen Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgelds orientieren. Bei ihnen haben Kinderbetreuungsgeld-Bezugsdauern genau die gegenteilige Anreizwirkung wie bei Frauen, die sich an der längstmöglichen Bezugsmöglichkeit orientieren.

Tausende Daten ausgewertet

Zu diesem Ergebnis kommt das „Wiedereinstiegsmonitoring“ der Arbeiterkammer. Dafür hat die L&R Sozialforschung anonymisiert Daten vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger, dem Arbeitsmarktservice, dem Sozialministerium und den Krankenkassen ausgewertet. Erfasst wurden 440.000 Personen, die seit 2006 Kinderbetreuungsgeld bezogen haben.

Laut der Studie schaffen Mütter leichter die Rückkehr in den Beruf, wenn auch der Vater in Karenz geht. 77Prozent aller Frauen, deren Partner ebenso die Beschäftigung unterbrochen haben, sind bis zum Ende der arbeitsrechtlichen Karenz wieder in den Job eingestiegen. Bei Frauen mit alleinigem Kindergeldbezug sind es 56Prozent.

Ein weiteres Ergebnis ist, dass zuletzt mehr als die Hälfte der Frauen, die vor der Geburt ihres Kindes schlecht im Erwerbsleben integriert waren, das längste Kinderbetreuungsmodell wählten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2015)

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