Mexikaner übernehmen Telekom-Führung

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Alejandro Plater folgt Hannes Ametsreiter als Konzernchef. Vorgeschlagen wird er von der ÖBIB – damit behalten die Österreicher ihr Nominierungsrecht und verlieren nicht das Gesicht.

Wien. Überlasse den General dem Mehrheitseigentümer, der de facto ohnedies die Macht in der Hand hat. Verliere aber nicht das Vorschlagsrecht für den Vorstandsvorsitzenden: Auf diese Variante dürfte der Umbau der Führung bei der Telekom Austria hinauslaufen. Nach dem überraschenden Abgang von Telekom-Boss Hannes Ametsreiter laufen die Verhandlungen auf Hochtouren. Auf der einen Seite: die österreichische Staatsholding ÖBIB, auf der anderen: América Móvil des Mexikaners Carlos Slim, er 60 Prozent an der Telekom Austria hält.

Die Lösung, die als so gut wie fix gilt und bei der Aufsichtsratssitzung am 24. Juli beschlossen werden soll, hat gleich mehrfach Charme: Der Vorstand wird von drei auf zwei Mitglieder verkleinert, was auch Kosten spart – bei der Telekom kein unwesentlicher Faktor. Außerdem kommt ein Mexikaner an die Spitze, was den Mehrheitsverhältnissen im Konzern entspricht. Das wird Alejandro Plater sein, der im März als Technikvorstand und Vizegeneral installiert worden ist. Finanzvorstand bleibt Siegfried Mayrhofer; und da die Österreicher das Nominierungsrecht ausüben, verlieren sie auch nicht das Gesicht.

Der im Vorjahr zwischen den Mexikanern und der ÖBIB geschlossene Syndikatsvertrag sieht vor, dass die Österreicher den Vorstandsvorsitzenden nominieren. Die Mexikaner besetzen die anderen beiden Vorstandsposten. Das waren bisher Mayrhofer und Plater. Für die nunmehrige Zweierlösung muss der Syndikatsvertrag nicht gravierend aufgeknüpft werden, was ebenfalls einen Vorteil darstellt. Um den Österreichern den Abtausch schmackhaft zu machen, soll das bisher von Ametsreiter in Doppelfunktion geleitete Österreich-Geschäft (A1 Telekom Austria) einen eigenen Chef bekommen. Jener wird derzeit gesucht und in einem zweiten Schritt bestellt.

Gute Zahlen zum Abschied

Ametsreiter, der mit 1. Oktober Chef von Vodafone Deutschland wird, hat am Freitag mit 171,4 Mio. Euro einen Rekordgewinn für das erste Halbjahr 2015 präsentiert, der die Erwartungen der Analysten um das Vierfache übertrifft. Im Vorjahr fiel zum Halbjahr wegen der 400 Mio. Euro schweren Wertberichtigung in Bulgarien ein Verlust von 264,3 Mio. Euro an. „Wir sind jetzt einer der profitabelsten Konzerne der Branche“, sagte Ametsreiter.

Geschuldet ist das gute Ergebnis dem vor zwei Jahren aufgesetzten Sparprogramm, das jährliche Kostenreduzierungen von rund 120 Mio. Euro bringt. Im ersten Halbjahr habe man 50 bis 60 Mio. Euro erreicht. Dass dieses Programm just mit dem Einstieg der Mexikaner gestartet worden ist, dürfte kein Zufall sein. Zudem läuft das Geschäft im Kernmarkt Österreich besser, wobei IT-Dienstleitungen der Treiber waren: Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 14,4 Prozent.

Weiterhin schwierig ist das Geschäft in Bulgarien und Slowenien. In Weißrussland hat die Rubel-Abwertung den zweistelligen Umsatz- und Gewinnzuwachs aufgefressen. Die Notwendigkeit weiterer Wertberichtigungen sieht Mayrhofer derzeit nicht, ebenso wenig stehe ein Rückzug aus Problemmärkten zur Diskussion.

Da geht es schon eher um Expansion, wie Plater betont hat: „Wir wollen die Telekom als Plattform für Zukäufe nützen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2015)

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