Bei Bene fallen noch viele Späne

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ARCHIVBILD: BUeROMOeBELHERSTELLER BENE BAUT MITARBEITER ABAPA/ROLAND SCHLAGER
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Der Büromöbelhersteller konnte im Vorjahr die Verluste zwar reduzieren. Die Restrukturierung ist aber an eine halbwegs gute Konjunkturentwicklung gekoppelt.

Waidhofen/Wien. Ohne die beiden Investoren Martin Bartenstein und Erhard Grossnigg wäre es beim schwer angeschlagenen Traditionsunternehmen Bene eng geworden. Wie knapp der börsenotierte Büromöbelhersteller 225 Jahre nach der Gründung an einer Pleite vorbeigeschrammt ist, zeigt die mit Verzögerung am Donnerstag präsentierte Bilanz für das Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Jänner). Aufgrund der neuerlichen Verluste– das sechste Minus in Folge – hat sich das negative Eigenkapital von 21,9 auf 38,9 Mio. Euro sogar noch erhöht.

Dennoch versucht das Management nun Optimismus zu versprühen. „Mit der Übernahme von Bene durch die Investoren Erhard Grossnigg und Martin Bartenstein sieht der Vorstand die Finanzierung neu geordnet und den Fortbestand des Unternehmens mit überwiegender Wahrscheinlichkeit gesichert“, heißt es im Ausblick. Die „Strahlkraft der Marke Bene“, ihre hohe Bekanntheit sowie das Design bildeten zentrale Wettbewerbsvorteile.

Russland und der Rubel-Verfall

Der Weg zurück in die Gewinnzone, die das Management im Geschäftsjahr 2016/17 anpeilt, ist allerdings beinhart. Die schon eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen inklusive der Neuausrichtung der Vertriebsstrategie haben zwar eine deutliche Verbesserung des operativen Ergebnisses von minus 24,2 auf minus 9,5 Mio. Euro gebracht, und der Nettoverlust hat sich von 28,6 auf 13,4 Mio. Euro reduziert. Der Cashflow war ebenfalls mit 5,5 Mio. Euro noch negativ.

Aber auch in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahrs fielen Verluste von 3,6 Mio. Euro an. Der Grund, warum auch im Gesamtjahr noch ein Minus erwartet wird, sind einerseits die Restrukturierungsmaßnahmen. Andererseits belastet die Krise in Russland mit dem Rubel-Verfall das Konsumverhalten auf einem der wichtigsten Märkte.

Viel passieren darf jedenfalls nicht: Denn auch das Management von Bene räumt ein, dass die Restrukturierungmaßnahmen weiterhin „konsequent und zeitgerecht“ umgesetzt werden müssen. Ebenso müssten sich die Märkte plangemäß entwickeln, „da der Spielraum für weitere kompensierende Restrukturierungsmaßnahmen begrenzt ist“, heißt es im Geschäftsbericht.

Auch Wirtschaftsprüfer Ernst & Young weist auf die Risken hin: Er schränkt zwar den Bestätigungsvermerk nicht ein, verweist aber darauf, dass der Fortbestand des Unternehmens gefährdet sei, „wenn die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen nicht im notwendigen Ausmaß und im geplanten Zeitraum erfolgreich umgesetzt werden können und sich dadurch insbesondere die erwartete Ergebnisentwicklung nicht oder nur unvollständig realisieren lässt“.

Haircut durch die Banken

Bene hat von den neuen Eigentümern 18 Mio. Euro frisches Kapital bekommen. Zudem haben die Banken Schulden von 35,39 Mio. Euro nachgelassen. Die HypoNÖ schoss eine Mio. Euro Mezzaninkapital ein. Das hat in Summe zu einer positiven Eigenkapitalquote von 11,2 Prozent geführt – eine solide Basis, die eine gesunde Geschäftsentwicklung sicherstelle.

Der Haircut, der Ende März im Zuge der Restrukturierungsvereinbarung abgemacht worden ist, ist an zahlreiche Bedingungen geknüpft. Sollte Bene unter anderem die vereinbarten Planzahlen bei Umsatz und Ergebnis verfehlen, können die Banken die Kredite vorzeitig fällig stellen.

Die Alteigentümer, allen voran die Privatstiftung der Familie Bene, die bisher 42,5 Prozent gehalten hat, haben jedenfalls auf eine Dividende verzichtet. Was auch ein Beitrag zur Sanierung ist. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2015)

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