Kammer: Milchbauern tragen Kosten der Russland-Sanktionen

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Die Aufregung bei den Milchbauern um die niedrigen Milchpreise ist groß. Nun will Landwirtschaftsminister Rupprechter neun Mio. Euro ins Marketing investieren.

Trotz einer in den vergangenen Monaten reduzierten Milchmenge in der EU, zeigt der Preistrend nach unten. Die Bauern würden die Kosten des Konflikts EU-Russland tragen, klagt die Landwirtschaftskammer (LK). Mit dem aktuellen Preis von rund 30 Cent für den Liter Milch seien die Mehrkosten unter heimischen Bedingungen nicht abgedeckt, sagt die LK. Die Kammer hat die Abgeltung von Mehr- und Zusatzleistungen, die heimische Milchbauern wegen der Topografie und mit der Freiheit von gentechnisch veränderten Organismen leisteten, gefordert. "Die Wertschätzung der Leistungen der heimischen Milchbauern ist nur glaubwürdig, wenn sich dies auch am Preis zeigt", so LK-Präsident Hermann Schultes (ÖVP).

Die LK verlangt mehr Maßnahmen und Verständnis am Markt für den Milchsektor. Auch die erst zuletzt verlängerten Interventionspreise auf EU-Ebene als Fangnetz bei Preiszusammenbrüchen "liegen auf einem Niveau, das seit mehr als einem Jahrzehnt unverändert" sei. Es brauche einen Inflationsanpassung.

Nun plant die luxemburgische EU-Ratspräsidentschaft für 7. September einen Sonder-Agrarrat wegen der Milchpreis-Krise, berichtet das agrarische Informationszentrum (aiz). Besonders der französische Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll, in dessen Heimatland es seit Tagen zu Bauernprotesten gegen tiefe Milch- und Fleischpreise kommt, mache großen Druck.

Rupprechter will neun Mio. Euro investieren

Dessen ungeachtet will VP-Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter den zuletzt stark abgefallenen Milchpreis am heimischen Markt wieder stabilisieren. Dies erklärte er am Freitag bei einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern in Gnadenwald in Tirol. So sollen ab Herbst neun Mio. Euro in die Kampagne "Regionale Milchprodukte" investiert werden, teilte der Minister mit. Der Minister möchte auf die Bewusstseinsbildung der heimischen Bevölkerung und nationales sowie internationales Marketing setzen. Zudem habe er eine Exportservicestelle geplant, sagte Rupprechter, um das Potenzial für die österreichischen Milchprodukte im Ausland zu nutzen.

Doch auch die EU dürfe laut Rupprechter nicht aus der Verantwortung genommen werden. Immerhin seien die Sanktionen gegen Russland zumindest teilweise Schuld am niedrigen Niveau der Milchpreise. Er habe die Europäische Kommission bereits aufgefordert weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte zu prüfen, sagte Rupprechter. Darunter fielen wie berichtet beispielsweise die Verlängerung der erlaubten Lagerhaltung oder die Erhöhung des Interventionspreises.

Zuletzt hatte Rupprechter die Milchverarbeiter in die Pflicht genommen, die sich am Markt gegenseitig unterbieten würden und so den Bauernmilchpreis weiter drücken würden. Die Molkereien wiederum forderten zuletzt, wie die Landwirtschaftskammer heute, von Rupprechter, sich auf EU-Ebene für eine Anpassung des Interventionspreises einzusetzen und die letztmaligen Überproduktionsstrafen abzuwenden.

(APA)

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