Casinos: Novomatic-Einstieg wackelt

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Casinos WienAPA (HERBERT NEUBAUER)
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Die Bundeswettbewerbsbehörde will den geplanten Einstieg von Novomatic bei Casinos Austria nicht durchwinken.

Wien. Die Vorgangsweise ist ungewöhnlich. Der private Glücksspielkonzern Novomatic hat seinen Einstieg bei den teilstaatlichen Casinos Austria noch gar nicht bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet. Trotzdem kündigte der Chef der Behörde, Theodor Thanner, am Dienstag an, dass man der Transaktion aller Voraussicht nach nicht zustimmen werde. „Nach dem, was wir aus den Medien bisher erfahren konnten, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir dieses Projekt durchwinken werden“, erklärte Thanner am Dienstagabend in der „Zeit im Bild 1“.
Denn die Casinos Austria komme laut Thanner derzeit in Österreich schon auf einen Marktanteil von 60 Prozent. Mit dem Einstieg des Konkurrenten würde ein neues Monopol entstehen. „Das ist nicht im Sinn der Sache. Das ist nicht freier, fairer und transparenter Wettbewerb, wie er nach österreichischen, aber auch nach europäischen Regeln vorgeschrieben ist“, so Thanner.

Die Behörde will den Novomatic-Deal genau unter die Lupe nehmen. Die Prüfung dürfte einige Monate dauern. Dem Vernehmen nach soll es noch diese Woche erste Gespräche mit Novomatic geben. In der Causa geht es um die Machtverhältnisse am österreichischen Glücksspielmarkt. Laut US-Magazin „Forbes“ gehört Nomatic-Gründer Johann Graf mit 6,6 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Österreichern. Mit dem Einstieg beim Konkurrenten will er sein Lebenswerk krönen. In den vergangenen Wochen ist die in Niederösterreich ansässige Novomatic mit mehreren Zukäufen zum größten Einzelaktionär der Casinos Austria aufgestiegen.

Was macht Schelling?

Ende Juli verkaufte die zu Raiffeisen gehörende Uniqa-Versicherung ihren Anteil an den Casinos an Novomatic. Bereits zuvor haben sich andere Aktionäre wie die Erste Bank und die Leipnik Lundenburger Beteiligungs Gesellschaft (LLI) von den Casinos-Anteilen getrennt. LLI gehört ebenfalls zu Raiffeisen. LLI-Generaldirektor ist der frühere ÖVP-Finanzminister Josef Pröll.
In Summe hält Novomatic bereits 39,5 Prozent an der Glücksspielgesellschaft. Doch der Zukauf ist erst rechtswirksam, wenn die Bundeswettbewerbsbehörde zustimmt. Ab einer Übernahme von 25 Prozent muss ein solcher Zusammenschluss gemeldet werden. Kommen zwei Firmen gemeinsam auf einen Marktanteil von 30 Prozent, ist eine strenge Prüfung zu erwarten. Beobachter gehen davon aus, dass Novomatic grundsätzlich weiter zukaufen will und bei den Casinos Austria die Mehrheitsübernahme anpeilt. Auch die Vienna Insurance Group und die Bank Schelhammer & Schattera könnten ihre Casinos-Anteile abgeben.

Offen ist, wie der österreichische Staat vorgehen wird. Er ist über die Staatsholding ÖBIB zu 33 Prozent an den Casinos beteiligt. Dass die ÖBIB ihren Staatsanteil auch an Novomatic verkauft, „glaube ich nicht“, sagte zuletzt ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling. Eher würde man an einen anderen Partner verkaufen. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2015)

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