Aktionäre wollen mehr Geld von ATB

Wilhelm Rasinger
Wilhelm RasingerDie Presse
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Im Gegenzug wollen die restlichen Aktionäre auf eine Klage verzichten.

Wien. Es ist das letzte börsenrelevante Kapitel in einem der größten Konkursverfahren der Zweiten Republik, das nun geschlossen werden soll: Die einst zum Mischkonzern A-Tec von Mirko Kovats gehörende Austria Antriebstechnik (ATB) will die verbleibenden Aktionäre per Gesellschafterausschluss „verabschieden“. Der Squeeze-out soll am nächsten Dienstag in einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen werden.

Wie bei vielen anderen – abgeschlossenen oder noch laufenden – Gesellschafterausschlussverfahren dürfte auch dieses nicht ohne Widerstand über die Bühne gehen. Die chinesische Wolong-Gruppe, die den steirischen Motorenhersteller im Herbst 2011 aus der A-Tec-Insolvenz übernommenen hat und jetzt 98,93 Prozent der Aktien hält, bietet den restlichen Anteilseignern 7,60 Euro je Aktie.

Das ist Wilhelm Rasinger, dem Präsidenten des Interessenverbandes der Anleger (IVA), der einige Aktionäre vertritt, zu wenig. Wobei er das nicht damit begründet, dass die im Standard Market der Wiener Börse gelistete ATB-Aktie derzeit höher, nämlich bei 7,70 Euro, notiert. Gleich nach Ankündigung des beabsichtigten Squeeze-out Ende Mai ist der Kurs nämlich von fünf auf sieben Euro hochgeschnellt – ein für Rasinger nicht untypischer Vorgang. „Da mischen dann die Squeeze-out-Spezialisten mit.“

Rasinger will den ATB-Eigentümern vielmehr einen Deal vorschlagen: Sollten sie den Inhabern der verbleibenden 100.000 Aktien gut einen Euro pro Aktie zusätzlich bezahlen, würde der IVA auf eine Klage auf Feststellung des Abfindungspreises verzichten. „Ein solches Verfahren kostet viel Zeit und vor allem Geld, das könnte man sparen, wenn man sich einigt.“ Das wäre eine Win-win-Situation für alle, so Rasinger.

Die ATB, die 3700 Mitarbeiter beschäftigt, leidet unter den Krisen in Russland und dem Nahen Osten, der allgemein schwächelnden Konjunktur und dem Einbruch des Ölpreises. Nachdem das Betriebsergebnis im Vorjahr um 62 Prozent auf 9,5 Mio. Euro eingebrochen war, drehte es im ersten Quartal von 2,7 Mio. Euro auf minus 882.000 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2015)

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