Konkurrenz für Post: Kampf um jedes Paket

Paketzustellung
Paketzustellung(c) Clemens Fabry
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Die Deutsche Post baut hierzulande ein eigenes Vertriebsnetz auf – die Österreicher kontern darauf mit noch mehr Serviceangeboten.

Wien. Post-General Georg Pölzl hat die Konkurrenz genau im Auge und weiß daher schon längst, woher der Wind weht: aus dem Nachbarland Deutschland. Dort blasen die Deutsche Post und ihre riesige Logistiktochter DHL zum Angriff auf den österreichischen Markt. „Alle wollen in diesem Teich fischen“, sagte Pölzl kürzlich mit Hinblick auf das durch das Internet weltweit schrumpfenden Brief- und das vor allem durch den Onlinehandel wachsende Paketgeschäft.

Jetzt ist es offiziell: Die Deutsche Post will bis 2016 einen dreistelligen Millionenbetrag in ein eigenes Paketnetzwerk in Österreich investieren, gab der Bonner Konzern am Dienstag bekannt. Gestartet wird schon mit 1.September: DHL Paket habe schon eine Zentrale in Wien im zehnten Bezirk bezogen, von da soll der Aufbau des neuen Vertriebsnetzes gesteuert werden. Mehrere 1000 Arbeitsplätze könnten durch das eigene Zustellsystem geschaffen werden, hieß es bei der Deutschen Post. Sie betreibt in den Beneluxländern, in Polen, Tschechien und der Slowakei schon eigene Netzwerke.

Der Hintergrund der Pläne ist das starke Wachstum des Onlinehandels auch in Österreich. Nach Studien soll das E-Commerce-Volumen in Österreich bis 2020 um 50Prozent zulegen. Davon profitiert auch die österreichische Post, die zum Halbjahr trotz des deutlich schrumpfenden Briefgeschäfts den Umsatz leicht auf 1,179 Mrd. Euro steigern konnte.

Der heimische gelbe Riese transportiert pro Jahr rund 74 Millionen Pakete. Im Privatkundenbereich (inklusive Pakete von Firmen an Private) hat die Post einen Marktanteil von 77 Prozent, bei Geschäftskunden sind es immerhin 28 Prozent. Die Nummer zwei im Businessbereich ist die ebenfalls deutsche DPD. 60 Prozent des Paketaufkommens im Onlinehandel stammen aus Deutschland.

Der Kunde wird Konkurrent

Ein Einstieg der Nachbarn würde den Österreichern doppelt wehtun, weil die Deutsche Post derzeit auch einer der größten Auftraggeber ist. Grob gesprochen: Die Deutschen liefern bis zur Grenze, dann übernehmen die Österreicher. Der wichtigste und größte Versandhändler, Amazon, liefert von Deutschland aus.

„Wir wissen noch keine Details darüber, welche Region, welche Pakete die Deutsche Post im Auge hat – unerwartet kommt der Schritt jedenfalls nicht“, sagt Post-Sprecher Michael Homola zur „Presse“. „Wir nehmen die Konkurrenz aber sehr ernst, setzen auf unseren Heimvorteil und unser gutes Service.“ Nicht zu unterschätzen sei die schwierige Topografie in der Alpenrepublik.

Noch mehr Service ist auch das Credo von Pölzl: Bis zum Weihnachtsgeschäft soll die Samstagszustellung von Paketen in sämtliche Ballungszentren ausgerollt werden. Außerdem wird die Zahl der Selbstbedienungszonen in den Postämtern von derzeit 276 auf 300 ausgebaut. Die Post lässt sich den Ausbau der Dienstleistungen rund 100 Mio. Euro im Jahr kosten (der Briefbereich ist hier inkludiert). Auch die Laufzeiten sollen noch beschleunigt werden.

Darauf setzt auch die deutsche Konkurrenz: Sie will Pakete im Schnitt einen Tag nach dem Versand beim Empfänger in Österreich abliefern, hieß es in der Ankündigung. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2015)

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