Metaller-KV-Verhandlungen im Zeichen der Freizeitoption

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METALLER-HERBSTLOHNRUNDEAPA/HERBERT P. OCZERET
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Für Arbeitgebervertreter Knill ist die von den Arbeitnehmern geforderte Freizeitoption eine Arbeitszeitverkürzung durch die Hintertür. Sie schwäche die Wettbewerbsfähigkeit.

Heute, pünktlich um 11:00 Uhr, haben die Arbeitnehmervertreter der Metallindustrie ihre Forderungen für den Kollektivvertrag 2016 an die Arbeitgeber überreicht und damit die Herbstlohnrunde eingeläutet. Gefordert wird eine Lohnerhöhung, die Möglichkeit einer Freizeitoption und eine generelle 6. Urlaubswoche nach 25 Arbeitsjahren.

Die Industrievertreter wiederum verwiesen auf eine schwierige wirtschaftliche Lage der Branche. Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), sagte heute, dass ein Drittel der Branche Verluste schreibe und in den vergangenen eineinhalb Jahren 3.500 Jobs abgebaut werden mussten. Belastend wirkten auch die Sanktionen gegen Russland und die Turbulenzen rund um VW, da Österreich ein wichtiger Autoteile-Zulieferer ist.

Gewerkschaft erwartet "außergewöhnliches Lohnplus"

Naturgemäß zeichnete Rudi Wagner, Verhandlungsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), kein so düsteres Bild. Im großen und ganzen gehe es der Branche gut, es gebe lediglich vereinzelt Probleme mit Firmen die im Ölgeschäft tätig sind oder Turbulenzen bei Auslagerungen hatten. Wagner ersetzt das bisherige Verhandlungs-Urgestein Karl Proyer, der erkrankt ist.

Rainer Wimmer, Chef der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge und Industriesprecher der SPÖ, geht von sehr harten Verhandlungen aus, am Ende müsse aber ein "außergewöhnliches Lohnplus" stehen, betonte er nach der Forderungsübergabe gegenüber Journalisten. Und auch bei der Arbeitszeitreduzierung müsse sich die Industrie bewegen, schließlich gebe es im Jahr 270 Millionen Überstunden. Außerdem will er einen leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche, die ist derzeit nur gibt, wenn ein Arbeitnehmer 25 Jahre in der gleichen Firma war.

Knackpunkt bei den Verhandlungen, die mit dem FMMI am Montag in einer Woche (5. Oktober) starten, ist unter anderem die von den Gewerkschaften geforderte Freizeitoption. Also ein wenig mehr Freizeit bei Verzicht auf die KV-Erhöhung. Für Knill ist diese eine Arbeitszeitverkürzung durch die Hintertür, die die Wettbewerbsfähigkeit schwäche. Wagner hingegen verweist auf die guten Erfahrungen, die jene Industriezweige machten, die sie bereits umgesetzt haben.

2,1 Prozent mehr Gehalt im Vorjahr

Laut Gewerkschaften wird das Modell quer über alle Betriebsgrößen und Einkommensschichten umgesetzt. Nach Geschlecht ist das Verhältnis bei Angestellten ausgewogen, bei Arbeitern wird das Freizeitmodell primär von Männern genutzt. Nach Alter betrachtet ist insbesondere die Gruppe 31- bis 41-jährigen interessiert. Die über 51-Jährigen machen dagegen lediglich 25 Prozent aus.

Im Vorjahr erhielten die rund 180.000 Beschäftigen 2,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt - bei einer Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 1,7 Prozent. Heuer beträgt die zurückliegende Jahres-Teuerungsrate 1,2 Prozent, ein Abschluss eines Kollektivvertrages (KV) darunter gilt bei den Gewerkschaften als ausgeschlossen.

(APA)

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