"Alt sind die Vorurteile": AMS startet Image-Kampagne

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Die Gruppe 50 plus solle bei Neueinstellungen profitieren, so das AMS. Der Arbeitsmarktgipfel solle auch ein Konjunkturgipfel werden.

Den Vorurteilen in heimischen Betrieben gegenüber älteren Arbeitnehmern über 50 sagt das Arbeitsmarktservice (AMS) jetzt mit einer Image-Kampagne den Kampf an. Vor allem bei Neueinstellungen sollte die heute oft nur schwer vermittelbare Gruppe "50+" profitieren. "Alt sind nur die Vorurteile", meinte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Freitag. Tatsächlich verfügten Ältere über besondere Berufserfahrung und wertvolles betriebsinternes Wissen, hätten eine hohe soziale Kundenorientierung, seien gute Troubleshooter, ergänzte Unternehmensberaterin Irene Kloimüller. Bei lebensbegleitendem Lernen wiesen Ältere besondere Schlüsselqualifikationen auf, das sei "ein Mehrwert für Unternehmen".

Allein der körperliche Abbau bleibe als Manko, "aber den können wir gut abfedern", meinte Kloimüller. Zwar weise ein Teil der Älteren längere Krankenstände auf, das lasse sich aber durch veränderte Arbeitssituation leicht verhindern. Und das Kostenargument stimme heute nur noch in ganz wenigen Bereichen, "in vielen Branchen löst sich das schon auf", meinte Kloimüller in einem Pressegespräch, bei der die 600.000 Euro teure "50plus"-Kampagne des AMS präsentiert wurde.

Vor einem "Instant Aging" sei niemand gefeit, sagte die Unternehmensberaterin: "Denn wenn ich meinen Job verliere, bin ich binnen fünf Minuten um 20 Jahre gealtert." Bei der Einstellung gegenüber Älteren gehe es um eine Änderung der Denkmuster, eine Behebung der "geistigen Blockade", sagte auch Erste-Bank-Österreich-Chef Thomas Uher, dessen Haus wie viele andere Unternehmen bei der Image-Kampagne mitmacht. Auch er habe sich gefragt, "wie ginge es mir heute, wenn ich Arbeit suchen würde", als er mit dem Schild "#schwervermittelbar" fürs Foto posierte. Doch seien 40 Prozent der Kunden der Erste Bank über 50 Jahre alt, diesem "guten Querschnitt" der Bevölkerung müsse man Rechnung tragen.

Kopf: Arbeitsmarktgipfel soll Konjunkturgipfel werden

Der Arbeitsmarktgipfel in einer Woche sollte auch ein Konjunkturgipfel werden, also sich auch auf konjunkturbelebende Maßnahmen einigen, wünscht sich AMS-Vorstand Kopf. Seit vier Jahren liege das Wirtschaftswachstum in Österreich unter einem Prozent jährlich, "mit Arbeitsmarktpolitik allein kann man die Arbeitslosigkeit nicht zum Sinken bringen". "Wenn die Konjunktur anspringt, dann steigt auch die Beschäftigung Älterer", meinte dazu Kloimüller; denn die Arbeitslosigkeit Junger und Älterer entwickle sich etwa parallel.

Ob es beim Gipfel am 30. Oktober auch eine Einigung auf das schon lange diskutierte Bonus-Malus-System zugunsten älterer Arbeitnehmer in den Unternehmen geben könne, wagte Kopf nicht abzuschätzen. Bisher hätten sich die Arbeitgeber über die schon zu hohen Lohnnebenkosten beklagt, erinnerte er vor Journalisten.

Frühere Eingliederungshilfen für Menschen ab 50

Die AMS-Eingliederungshilfen für Menschen ab 50 sollen 2016 über die heurigen 120 Millionen Euro hinaus aufgestockt werden, auf wie viel steht aber noch nicht fest - das solle beim Arbeitsmarktgipfel fixiert werden. Kopf wünscht sich, dieses Geld, mit dem die Lohnkosten der Betriebe mit bis zu 50 Prozent gestützt werden können, unter bestimmten Bedingungen auch schon für Betroffene eingesetzt werden dürfen, die noch nicht mindestens sechs Monate ohne Job waren. Denn häufig zeichne sich schon früher ab, dass jemand ohne Gegenmaßnahmen sehr lange arbeitslos sein werde. Bisher haben kumuliert rund 21.000 Personen von den Eingliederungshilfen profitiert.

(APA)

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