Im kommenden Jahr will die Post einen Großteil der Geschäftsbriefe langsamer zustellen. Für Privatkunden soll es diese Billig-Briefe vorerst nicht geben. Teurer wird der schnellere Standardbrief so bald nicht, verspricht die Post.
Wien. Seit Mittwoch 22 Uhr ist es fix: Die heimische Post darf in Zukunft auch langsamere Billig-Briefe zustellen (die „Presse“ berichtete). Bis dato war der teilstaatliche Konzern dazu verpflichtet, 95 Prozent aller Briefe am Tag nach der Aufgabe zuzustellen. In Zukunft kann er sich dafür vier Tage Zeit lassen, entschied der Nationalrat.
Das gilt allerdings nicht für alle Briefe, beschwichtigte Post-Chef Georg Pölzl am Donnerstag vor Journalisten. Der Standardbrief für Private, der zehn Prozent des Volumens ausmacht, bleibe wie gewohnt erhalten. Das Unternehmen nutzt die Novelle des Postmarktgesetzes stattdessen, um eine langsamere Billigschiene für Behörden und Unternehmen zu gründen. „Kein Mensch braucht einen Kontoauszug oder einen Strafzettel am nächsten Tag“, so Pölzl. Eine Ausweitung für Privatkunden sei zwar prinzipiell möglich, derzeit aber nicht angedacht.
Neben Kostensenkungen in der Logistik erwartet sich der Post-Chef noch einen zweiten Vorteil von der neuen Gesetzeslage: Die Preise für Briefe könnten in Zukunft gestaffelt erhöht werden. Sollte also das Porto für den schnellen Privatbrief wieder einmal steigen, könnte der Tarif für die langsamere Behörden- und Unternehmenspost niedrig bleiben. Die Post hat erst im März ihre Tarife angehoben, eine weitere Portoerhöhung für den Standardbrief sei derzeit nicht in Sicht.
Papierrechnung bleibt Pflicht
Unterstützung im Briefbereich kann die Post durchaus gebrauchen. Das Volumen ist seit Jahren rückläufig, für etwas Entspannung sorgte die Wien-Wahl im September mit 200.000 ausgestellten Wahlkarten und einem knappen Viertel Briefwählern. In der Bilanz nach drei Quartalen bleibt der Sektor damit stabil. In Summe stieg das Betriebsergebnis der Post um zwei Prozent auf 135,2 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 1,1 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro.
Auch in einer zweiten Causa griff der Gesetzgeber der Post mit der eben beschlossenen Novelle etwas unter die Arme. Rechnungen an Private müssen auch in Hinkunft prinzipiell per Brief zugestellt werden, entschied die Regierung. Nur wenn sich die Kunden aus freien Stücken dazu entscheiden, lieber Online-Rechnungen zu erhalten, dürfen sich die Banken, Versicherungen oder Telekomfirmen das Porto sparen. Einen finanziellen Anreiz für den Verzicht auf die Papierrechnung dürften sie den Konsumenten aber nicht anbieten.
Bei Geschäftskunden ist das anders. Hier wird künftig die Online-Rechnung zum neuen Standard werden, entschied der Gesetzgeber. Besteht ein Unternehmen dennoch auf eine Brief-Rechnung, dann muss es diese allerdings auch in Zukunft ohne Aufpreis erhalten.
Paketbox für die Wohnungstür
Neuerungen kommen auch in der Paketzustellung auf die Österreicher zu. Die Post will im kommenden Jahr eigene Paket-Empfangsboxen für Wohnungstüren anbieten. Für die geplante Kofferraum-Zustellung gebe es noch keinen konkreten Starttermin.
Mit Angeboten wie diesen versucht die Post, ihre Position bei der Paketzustellung an Private gegen den neuen Konkurrenten DHL zu verteidigen. Ein Großteil aller Pakete kommt dank des boomenden Online-Handels aus dem Ausland nach Österreich. So lieferte der Internetriese Amazon etwa die längste Zeit aus Deutschland nach Österreich, nun kommt die Ware meist aus Tschechien oder Polen. Einen Heimvorteil gibt es im Paketgeschäft also nicht mehr.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)