Abengoa: Spanien droht Riesenpleite

Abengoa SA Offices And Madrid Stock Exchange As Insolvency Concerns Mount
Abengoa SA Offices And Madrid Stock Exchange As Insolvency Concerns Mount(c) Bloomberg (Angel Navarrete)
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Der Umweltkonzern Abengoa wackelt. Bricht er zusammen, wäre das die größte Firmeninsolvenz in der spanischen Geschichte.

Sevilla. Spanien droht die größte Unternehmenspleite in der Geschichte des Landes: Der Umweltkonzern Abengoa, der bei etwas mehr als sieben Mrd. Euro Umsatz Verbindlichkeiten von rund 27 Mrd. Euro angehäuft hat und seine kurzfristigen Verpflichtungen nicht mehr bedienen kann, hat vorläufigen Gläubigerschutz zugesprochen bekommen. Der Vorstand wurde ausgetauscht. Gestern, Montag, berieten die Gläubigerbanken über die Umstrukturierung jener knapp vier Mrd. Euro Verbindlichkeiten, die bis 2021 fällig werden. Nach der spanischen Gesetzeslage muss eine Einigung binnen vier Monaten zustande kommen beziehungsweise ein Investor gefunden werden.

Sollte das nicht gelingen, würde der Zusammenbruch die bisher größte Firmenpleite des Landes weit in den Schatten stellen. Der Zusammenbruch des Baukonzerns Martinsa-Fadesa hatte vor sieben Jahren sieben Mrd. Euro Schaden verursacht.

Die Viermonatsfrist reicht jetzt jedenfalls, um die Causa über die demnächst anstehenden spanischen Parlamentswahlen zu bringen. Die größte Pleite der Wirtschaftsgeschichte unmittelbar vor der Wahl hätte wohl größere Auswirkungen auf das Ergebnis. Immerhin beschäftigt Abengoa an die 24.000 Arbeitnehmer, davon rund 6800 in Spanien selbst. Der spanische Arbeitsmarkt ist auf leichtem Erholungskurs, das Land leidet aber immer noch unter einer der höchsten Arbeitslosenraten Europas.

Abengoa ist einer der bekanntesten Umweltkonzerne und ist vor allem in den Bereichen Solar- und Windstromerzeugung und Wasserkraft tätig. Die Fokussierung auf „grüne“ Technologien gilt – neben schweren Managementfehlern – auch als eine der Hauptursachen für die Zahlungsunfähigkeit des Konzerns: Speziell Solar- und Windkraftanlagen waren in Spanien hoch gefördert worden. In den vergangenen Jahren hatte das Land seine Grünstrom-Förderungen wegen Budgetknappheit sukzessive zurückgefahren, was die in diesem Sektor tätigen Unternehmen generell unter Druck brachte.

Als Mitursache für die Insolvenz gilt freilich auch eine zu rasche globale Expansion. Abengoa ist unterdessen weltweit in 80 Ländern tätig. Der Konzern ist mehrheitlich in Familienbesitz, die Aktie des börsenotierten Unternehmens gilt aber trotzdem als eine der wichtigsten an der Börse Madrid. Am vorigen Mittwoch war der Kurs nach Bekanntwerden der Probleme um rund 70 Prozent abgesackt. Wichtige Gläubiger sind unter anderem die Großbanken Banco Santander und HSBC. (red./ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2015)

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