Tourismus: Warmer Winter sorgt für freie Betten

Fehlender Schnee bringt im heurigen Winter Skifahrern Ärger und Touristikern schwächere Buchungszahlen.
Fehlender Schnee bringt im heurigen Winter Skifahrern Ärger und Touristikern schwächere Buchungszahlen.(c) Imago/MiS
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Kurz vor den Weihnachtsferien fehlt in vielen Wintersportorten nach wie vor der Schnee. Die Chance auf kostenlose Stornierungen ist für betroffene Kunden jedoch gering.

Wien. Am Donnerstag ist Heiliger Abend. Ein Fest, auf das – außer vielen Kindern – nicht nur der Handel hinfiebert. Auch für den heimischen Tourismus ist der 24. Dezember der Startschuss für zwei der wichtigsten Wochen im Jahr. Denn in den Weihnachtsferien, in denen sämtliche Bundesländer in Österreich und Deutschland gleichzeitig schulfrei haben, erwirtschaften die heimischen Hotels und Pensionen einen „wichtigen“ Teil ihres Gesamtumsatzes im Winterhalbjahr, wie es bei der Hoteliervereinigung heißt.

Doch der Blick auf die Wettervorhersagen sorgte bei den Touristikern in den vergangenen Wochen für wenig Freude. Selbst in Höhen von 1500 Metern gibt es Temperaturen um fünf Grad plus. Der für das Skifahren notwendige Schnee lässt nach wie vor vielerorts auf sich warten. Trotz künstlicher Beschneiungsanlagen sind Talabfahrten daher in vielen heimischen Wintersportorten nicht möglich.

Noch freie Quartiere

Eine Situation, die sich auch bereits auf die Nachfrage nach Hotelbetten durchgeschlagen hat. Die derzeitige Buchungslage sei „nicht schlecht“, aber ausgebucht seien die wenigsten, sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer. „Normalerweise rechnet man damit, dass um diese Jahreszeit schon alles fährt.“ Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer sind derzeit allerdings nur rund 80 Prozent der Skilifte und Seilbahnen in Betrieb.

„Es ist eine einzigartige Situation, vor der wir heuer stehen, weil es noch überall Kapazitäten gibt.“ Saalbach-Hinterglemm etwa, das durch eine Verbindung nach Leogang heuer zum größten Skigebiet im Land geworden ist, ist Nocker-Schwarzenbacher zufolge momentan nur zu rund 90 Prozent ausgelastet. Gerade bei großen Skigebieten sei die Sorge der Kunden aber unbegründet, meint Erik Wolf von der für Seilbahnen zuständigen Kammersparte Transport und Verkehr. „Alle großen Skigebiete haben geöffnet, und nahezu alle Pisten sind derzeit beschneibar.“ Einschränkungen könne es allerdings an den Pistenrändern und bei den Talabfahrten geben.

Während es für Kurzentschlossene heuer also noch genügend Möglichkeiten für Last-Minute-Urlaube gibt, dürften sich manche jedoch auch die Frage stellen, ob sie den bereits gebuchten Skiurlaub aufgrund der Wetterlage nicht stornieren sollten. Das kann unter gewissen Umständen nämlich auch kostenlos möglich sein. So ist zwar Schneemangel grundsätzlich noch kein Grund für eine kostenlose Stornierung, heißt es beim Hotellerie-Fachverband. Hat der Kunde jedoch ein Pauschalangebot mit einem Skipass gekauft, kann davon ausgegangen werden, dass das Hauptmotiv des Urlaubes das Skifahren ist. Ist nun in einer Region kein einziger Lift in Betrieb, wäre der Grund für ein kostenloses Storno gegeben.

Preisminderung bei Liftsperre

In der Regel wird das allerdings nicht der Fall sein. Meist sind nur einzelne Lifte gesperrt. Und einen solchen Lift-Teilbetrieb müssten Skifahrer in Kauf nehmen. Wenn aber etwa die Hälfte der Pisten geschlossen ist, kann der Kunde zumindest Preisminderung beantragen. Eine weitere Option für kostenloses Storno ist, wenn ein Hotel eine Schneegarantie gibt. „Diese muss allerdings aus dem Angebot klar ersichtlich sein“ sagt der Innsbrucker Rechtsanwalt Erik Kroker.

Auch wenn ein Hotelier Schnee nicht dezidiert garantiert, aber in seinen Prospekten suggeriert, Schnee sei Teil des Angebots, habe man gute Chancen auf den Gratisrücktritt. Wirbt ein Hotelier zum Beispiel mit „garantierten Schneelandschaften“ auf seiner Homepage, würden Kroker zufolge gute Schneeverhältnisse als „zugesicherte Eigenschaft“ beim Kauf des Produkts gelten. „Dann hilft auch Kleingedrucktes nicht, in dem etwa steht, die Schneegarantie sei unverbindlich.“

So weit die Rechtslage. Die Praxis sieht laut dem Verein für Konsumenteninformation aber anders aus. „Die Hoteliers dürfen mit Skiurlaub werben, müssen aber nicht für den Schnee garantieren“, so Maria Ecker vom VKI. Auch wenn die Schneelage schlecht ist, ergreife so gut wie niemand rechtliche Mittel, um ein kostenloses Storno zu erwirken. „Preisminderung oder kostenlose Stornos werden in der Regel persönlich mit dem Wirt ausgemacht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2015)

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