Studie: Politisch vernetzte Vorstände verdienen besser

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Die WU Wien untersuchte 724 Vorstände und Aufsichtsräte in Staatsunternehmen des Bundes auf ihre politischen Kontakte. Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten.

Wovon hängt die Höhe von Managergehältern ab? Ein Einflussfaktor in Staatsunternehmen ist offenbar die politische Vernetzung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Das legt eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien nahe. Für grundsätzlich problematisch hält Studienautorin Renate Meyer vom Institut für Organization Studies der WU politische Postenbesetzungen dennoch nicht, wie sie am Dienstag sagte.

"Kein Mensch würde von privatwirtschaftlichen Eigentümern verlangen, dass sie sich aus den Aufsichtsgremien zurückziehen", zeigte sich Meyer bezüglich solcher "Entpolitisierung" skeptisch. "Wenn man argumentiert, dass in einer repräsentativen Demokratie das Kräfteverhältnis und die Wünsche der Bürger, die ja Eigentümer der Organisationen sind, in der Proporzverteilung abgebildet sind, würde grundsätzlich nichts dagegen sprechen". Allerdings müsse unterschieden werden, ob die Besetzung von Posten der Kontrolle des jeweiligen Unternehmens im Sinne der legitimierten Regierungspolitik dient oder lediglich der Belohnung treuer Weggefährten. Und hier legt die im "International Public Management Journal" veröffentlichte Studie nahe, dass der Belohnungsaspekt doch eine gewisse Rolle spielt.

22,5 Prozent stehen ÖVP nahe, 20 Prozent der SPÖ

Konkret haben die Autoren 724 Vorstände und Aufsichtsräte in Staatsunternehmen des Bundes auf ihre politische Vernetzung untersucht. Konservativ bewertet standen demnach 22,5 Prozent der ÖVP nahe, 20 Prozent der SPÖ und vier Prozent anderen Parteien. Aus den vom Rechnungshof veröffentlichten Einkommensdaten wurden Rückschlüsse auf das Jahreseinkommen des Managements angestellt (Stand 2008, die aktuellen Werte veröffentlicht der Rechnungshof erst): Durchschnittlich wurden 177.453 Euro ausgezahlt - wobei die Unterschiede durchaus beachtlich ausfallen: von 63.900 bis 715.400 Euro je Vorstandsmitglied.

Gezeigt hat die Untersuchung, dass die Vorstände in Unternehmen mit politisch gut vernetzten Managern und Aufsichtsräten besser verdienen. Für die Einkommenshöhe war die politische Vernetzung deutlich wichtiger als andere Faktoren wie etwa die Größe des Unternehmens (gemessen an der Mitarbeiterzahl) oder die Branche. Und wo Beamte im Aufsichtsrat saßen, waren die Einkommen des Managements tendenziell niedriger.

Allerdings betonte Meyer, dass die Ergebnisse durchaus mit Vorsicht zu genießen sind. Denn der Rechnungshof veröffentlicht nur die Durchschnittsgehälter des gesamten Vorstands einer Firma, nicht aber die Gehälter einzelner Manager. "Derjenige, der viel verdient, muss also nicht unbedingt der sein, der auch politisch vernetzt ist", gibt Meyer zu bedenken.

>>> Link zum "International Public Management Journal"

(APA)

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