OMV: Ederer warnt vor Ausverkauf an Gazprom

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Die frühere SPÖ-Politikerin fürchtet, dass das Öl- und Gasgeschäft langfristig an die Russen geht. Man müsse ihnen aber eine "österreichische Beteiligung nicht noch nachschmeißen".

Die frühere SPÖ-Politikerin und nunmehrige ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer warnt vor einem schleichenden Ausverkauf des teilstaatlichen Energiekonzerns OMV an die russische Gazprom. Die Gefahr, dass die OMV auf kaltem Wege privatisiert werde, habe sich verstärkt, sagt Ederer im Interview mit dem "Standard".

Schon als seinerzeitige ÖIAG-Aufseherin hatte sie es befürchtet, und nun „recht behalten": "Das Öl- und Gasgeschäft der OMV wird immer mehr an die russische Gazprom gehen, und die sehr erfolgreiche Borealis-Beteiligung wandert an Abu Dhabi. Für beides gibt es keine sachlichen Gründe: Russland hat großes Interesse, in Westeuropa Fuß zu fassen. Da ist es nicht notwendig, ihnen eine österreichische Beteiligung noch nachzuschmeißen.“

Ederer fühlt sich an Telekom erinnert

In Abu Dhabi wiederum sitzt der Staatsfonds IPIC, mit dem die neue staatliche Anteilsverwalterin ÖBIB wie ihre Vorgängerin ÖIAG bei der OMV syndiziert ist.
Ederer fürchtet, „dass das Öl- und Gasgeschäft a la longue an die Russen geht, der Chemiezweig mit Borealis als Ausgleich zur Gänze an den Staatsfonds von Abu Dhabi". Dabei fühlt sie sich an Vorgänge bei der Telekom Austria erinnert, als der mexikanische Telekomriese America Movil mehrheitlich einstieg. Nun mache sie sich „große Sorgen“ um Österreichs größtes börsenotiertes Unternehmen.

Bei der OMV sei die Frage, ob sie die angedachte Minderheitsbeteiligung an einem Erdgasfeld in Sibirien brauche. „Russland hat jedes Interesse, nach Westeuropa zu liefern. Tatsache ist aber, die OMV will sich zu knapp 25 Prozent in einem Gasfeld in Westsibirien einkaufen. Das will oder kann man aber nicht bar bezahlen, also soll es zu einem Asset-Deal mit österreichischen Vermögenswerten kommen. Ich weiß nicht, wie wertvoll dieses Gasfeld ist, die Bewertung erfolgt ja geheim. Der Öffentlichkeit ist diese Information leider nicht zugänglich“, kritisiert Ederer im „Standard".

"Geht um strategische Interessen der Republik"

Es gehe nicht um das Privatvermögen des OMV-Chefs Rainer Seele, „sondern um strategische Interessen der Republik“, sagt Ederer. Man wisse aber vieles nur vom Hörensagen, „es herrscht große Geheimhaltung". An einer möglichen gemeinsamen Tochtergesellschaft wäre Gazprom Ederer zufolge auf jeden Fall beteiligt, „während der OMV-Anteil unter 25 Prozent läge. Und das eigentliche Problem ist aus meiner Sicht, dass Gazprom der alleinige Abnehmer wäre, und das zu Inlandspreisen. Die Preisgestaltung entscheidet dann allein Gazprom als De-facto-Monopolist.“

Nun würde sie sich wünschen, dass der Finanzminister den möglichen Deal verhindert, „auch wenn das schwierig erscheint". Da es keinen Privatisierungsauftrag gebe, passiere „das alles über die Hintertür, über Eigentumstausch. Dem Finanzminister wird versprochen, es gibt weiter Geld fürs Budget.“

>>> Zum Interview im "Standard"

(APA)

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