Ende der Iran-Sanktionen: OMV will "den Turbo aufdrehen"

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IRAN-ARCHITECTURE-TRANSPORTAPA/AFP/ATTA KENARE
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Österreich hofft auf eine Vervielfachung des Handelsvolumens mit dem Iran. Das Interesse der Exportwirtschaft ist groß.

Die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran wurde seit Monaten erwartet und auch die österreichischen Unternehmen haben sich bereits im Vorfeld in Position gebracht. Durch die jahrelangen Sanktionen gibt es im Iran einen massiven Investitionsrückstau in allen Bereichen. Österreich hofft auf eine Vervielfachung des Handelsvolumens mit dem Iran in den nächsten fünf Jahren. Österreich liefert derzeit pro Jahr Güter im Wert von rund 215 Millionen Euro in den Iran, die Einfuhren von dort machten wegen des Ölembargos nur ein Zehntel davon aus. Österreich bezog aus dem Iran vor allem Farbstoffe, Teppiche und Trockenfrüchte. Bedeutendste österreichische Exportprodukte waren Maschinen und Apparate sowie Pharma-Produkte.

OMV: "Eine fantastische Nachricht"

Nach der Aufhebung der Blockade von Öl- und Gasexporten aus dem Iran nach Europa kommt nun auch die OMV wieder ins Spiel. Die Aufhebung der Sanktionen sei "eine fantastische Nachricht, wir werden jetzt den Turbo aufdrehen", freut sich OMV-Sprecher Johannes Vetter. Allzu wörtlich darf man das aber nicht nehmen, denn beim aktuellen Ölpreis um die 30 Dollar kann die OMV bei Investitionen keine großen Sprünge machen. Es werde in absehbarer Zeit "keine fette Akquisition" geben, so Vetter, und "wir sprechen von Ausgaben, die nicht in den nächsten zwei, drei Jahren anfallen". Die nächsten Jahre werde man mit der Vorbereitung und Entwicklung von Projekten verbringen.

Das Interesse der österreichischen Exportwirtschaft am Iran ist groß. An der von Bundespräsident Heinz Fischer und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) angeführten Wirtschaftsdelegation haben sich im vergangenen September 240 Leute beteiligt. Für heuer ist eine Reihe weiterer Marktsondierungen geplant. Vom 30. Jänner bis 3. Februar 2016 organisiert das Außenwirtschaftscenter Teheran in Kooperation mit dem Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) eine Iran-Reise mit den Schwerpunkten Automotive, Industrie und Infrastruktur.

Auch der Bildungssektor gilt als Hoffnungsgebiet - immerhin fließt ein Fünftel der iranischen Staatsausgaben in diesen Sektor. Im Rahmen der Internationalsierungsoffensive "go-international" gibt es deshalb vom 27. Februar bis 1. März eine Marktsondierung nach Teheran zum Thema Bildung, Aus- und Weiterbildung. Bei der Messe "Project Iran 2016" vom 24. bis 27. April 2016 ist die österreichische Baubranche mit einer Gruppenausstellung vertreten.

Nachfrage nach Flügen dürfte steigen

Die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran dürfte auch die Nachfrage nach Flügen zwischen Österreich und dem Golfstaat steigen lassen. Das sehen auch die Austrian Airlines (AUA) so und haben bereits Ende November angekündigt, mehr Flugverbindungen in den Iran anzubieten. Derzeit fliegt die AUA jeden Abend nach Teheran, ab 11. März wird zusätzlich auch ein Morgenflug angeboten, sagte AUA-Sprecher Peter Thier der APA. Neu ins Programm aufgenommen wird die Handelsstadt Isfahan, die ab 4. April viermal pro Woche angeflogen wird.

Iran: Was wieder erlaubt ist

1. Der Export von iranischem Öl und Gas in die EU 2. Westliche Firmen dürfen wieder Ausrüstung für die Öl- und Gasfelder liefern.
3. Westliche Versicherungen dürfen iranische Öltanker versichern.
4. Geschäfte mit dem iranischen Energiesektor
5. Internationale Finanztransaktionen
6. Banken können Handelsgeschäfte mit dem Iran wieder mit Darlehen unterstützen.
7. Der Iran erhält Zugang zu eingefrorenen Geldern in Höhe von mindestens 100 Mrd. Dollar.
8. Sanktionen gegen Firmen und Hunderte von Einzelpersonen im Zusammenhang mit dem Atomprogramm werden aufgehoben.
9. Die Lieferung von Flugzeugen und von Ersatzteilen für die iranischen Maschinen vom Typ Boeing und Airbus für ausschließlich zivile Zwecke ist wieder erlaubt.
10. Westliche Hersteller dürfen wieder Autos im Iran verkaufen.

Eine Reihe von Sanktionen wie die zum Verkauf schwerer Waffen bleiben noch für einige Jahre in Kraft.

(APA)

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