Neuer OMV-Finanzchef ante portas

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In einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung soll am Dienstag über den künftigen CFO entschieden werden. Ein neuer Favorit ist gefunden: nach „Presse“-Informationen Thomas Veraszto.

Wien. Andere Konzerne der Branche sind angesichts des drastischen Ölpreisverfalls ausschließlich mit dem Krisenmanagement beschäftigt. Die OMV hingegen hat infolge des vorjährigen Chef- und des damit verbundenen Strategiewechsels Richtung Russland und Iran gleich mehrere Baustellen gleichzeitig zu bearbeiten. Eine davon ist die Harmoni- und Homogenisierung des Vorstandes, allen voran die Neubesetzung des Finanzchefpostens. Konkret in letzterem Punkt will man nun Nägel mit Köpfen machen. Zu diesem Zweck wurde für Dienstag eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates einberufen, bei der zumindest eine Vorentscheidung darüber fallen soll.

Wie „Die Presse“ aus dem Umfeld der OMV in Erfahrung bringen konnte, führt ein völlig neuer und in der bisherigen Personalspekulation nicht genannter Kandidat die Shortlist an. Sein beruflicher Hintergrund: Ein Österreicher, der lang bei McKinsey als Berater gearbeitet und lang in Osteuropa gelebt habe, wo er als Manager in der Stahlbranche tätig gewesen sei.

Seele setzt auf Externen

Recherchen der „Presse“ haben ergeben, dass dies nur auf eine Person zutrifft – und zwar auf Thomas M. Veraszto. Der gebürtige Burgenlandkroate sowie studierte Jurist und Slawist hat 1988 seine Laufbahn bei McKinsey begonnen und ging 1995 nach Moskau, wo er vor allem den russischen Stahlkonzern Severstal beriet. Dieser hat ihn dann 2003 abgeworben und zum Vizechef mit Zuständigkeit für Mergers und Acquisitions gemacht. Seit 2013 ist Veraszto, der neben Kroatisch auch Russisch spricht und unter anderem in den USA studiert hat, Partner und Managing Director bei der Boston Consulting Group.

Die OMV lehnte auf Anfrage einen Kommentar ab: Aufsichtsrats- und Personalagenden kommentiere man nicht, so ein Sprecher. Die Favorisierung eines Externen stößt dem Vernehmen nach einigen Gruppen im Konzern sauer auf. Sie hätten lieber einen der zwei hausinternen Kandidaten, Christoph Trentini oder Daniel Turnheim, als Nachfolger von David Davies gesehen. Ihre Chancen sind aber deutlich gesunken, weil der neue Konzernchef, Rainer Seele, eine Vorbelastung durch zu viel Konzernvergangenheit vermeiden will.

Auch Davies soll bleiben

So ist auch die Personalentscheidung selbst vor allem deshalb nötig geworden, weil zwischen Seele und dem langgedienten Davies trotz gegenteiliger Beteuerung Auffassungsunterschiede in Sachen Strategie bestehen. Davies' Distanzierung wurde greifbar, als er kurz vor Weihnachten seine Termine im Zusammenhang mit einer Enforcement-Prüfung (Rechnungslegungskontrolle) durch die Bilanzpolizei plötzlich nicht wahrgenommen hat.

Entgegen früheren Plänen wird die OMV dem Vernehmen nach Davies nun aber nicht bei vollen Bezügen für die restliche Laufzeit seines Vertrages freistellen, was angesichts eines bevorstehenden Sparkurses schwer vertretbar wäre. Vielmehr ist nun geplant, dass Davies statt der Finanzagenden den Bereich Einkauf übernimmt.

Signal Richtung Russland

In jedem Fall deutet die Favorisierung Verasztos darauf hin, dass der Vorstand mit einer Person gestärkt werden soll, die Russland-Erfahrung hat. Denn auch wenn Seele in einem Interview am Wochenende erklärt hat, dass er sich aufgrund des fortgesetzten Ölpreisverfalls „aktuell nicht mit Russland, sondern mit Kostensenkungen“ beschäftige, so ist doch das Zusammenrücken mit dem russischen Gaskonzern Gazprom über einen Tausch von Vermögenswerten (Asset-Swap) und in Form einer Teilnahme am Ausbau der russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream (Nord Stream 2) einer der Kernpunkte der neuen Strategie. Ziel sei, stärker in Regionen mit niedrigeren Produktionskosten als bisher aktiv zu werden: Konkret nannte Seele neben Russland den Mittleren Osten mit Abu Dhabi und dem Iran.

In den Startlöchern

Gerade beim Iran sieht die OMV gleich wie andere österreichische Unternehmen den Startschuss gegeben, seit am Wochenende die Sanktionen gegen das Land – und damit auch die Blockade von Öl- und Gasexporten – aufgehoben worden sind. Dies sei „eine fantastische Nachricht, wir werden jetzt den Turbo aufdrehen“, gab sich OMV-Sprecher Johannes Vetter erfreut.

Das heißt freilich noch nicht, dass man Geld angesichts der jetzigen Ölpreise dafür freimachen könnte. Es werde in absehbarer Zeit „keine fette Akquisition“ geben, so Vetter gegenüber der APA, und: „Wir sprechen von Ausgaben, die nicht in den nächsten zwei, drei Jahren anfallen.“ Die Zeit bis dahin werde man mit der Vorbereitung und Entwicklung von Projekten verbringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2016)

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